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Dinosaurier in Wien

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160 Millionen Jahre lang haben sie die Erde bevölkert, die damals ganz anders aussah als heute. Vor 65 Millionen Jahren, als unsere Kontinente angefangen haben, als Bruchstücke eines riesigen Urkontinents auseinanderzudrif-ten, sind sie ausgestorben. Kein Mensch hat sie jemals gesehen.

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160 Millionen Jahre lang haben sie die Erde bevölkert, die damals ganz anders aussah als heute. Vor 65 Millionen Jahren, als unsere Kontinente angefangen haben, als Bruchstücke eines riesigen Urkontinents auseinanderzudrif-ten, sind sie ausgestorben. Kein Mensch hat sie jemals gesehen.

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Denn selbst jenes affenartige Geschöpf namens „Ramapithecus”, aus dem sich über den erstmals vor ungefähr eineinhalb Millionen Jahren aufgetretenen Homo erectus (der „aufrecht gehende Mensch”, der Homo sapiens (der „verständige Mensch”) entwickeln sollte, ist den Dinosauriern nie begegnet. Der Ramapithecus lebte vor 14 Millionen Jahren.

Jetzt begeistern die allenthalben auf der Welt geborgenen Skelette der Dinosaurier - zu Deutsch: „furchterregende Echsen” - nicht nur die Kinder. Und so trägt das Wiener Naturhistorische Museum dem anhaltenden Dinosaurier-Boom mit einer bis 28. November dauernden Sonderausstellung Rechnung. *

Die Ausstellung vereint zwei bislang getrennt voneinander in einigen europäischen Städten gezeigte Expositionen: die eine mit den maßstabgetreuen beweglichen Modellen der fünf populärsten Dinosaurierarten, geschaffen von der japanischen Kokoro Company Ltd., Tokio, die andere mit den Originalskeletten von Dinosauriern aus der Wüste Gobi in der Mongolei.

Die spektakulärsten Dinosaurierfunde - gemacht in Sedimentgesteinen vor allem in Wüstengebieten, Sümpfen, Seen oder Flachlandgewässern - betreffen in der Regel erwachsene Dinosaurier von riesigen Ausmaßen. Die ersten, bereits im 19. Jahrhundert bekannt gewordenen, wurden in Südengland gemacht, später im Mittelwesten und an der Ostküste Amerikas. Ab etwa 1900 legte man Hartteile wie Knochen oder Zähne der „Dinos” auch in Ostasien frei. In letzter Zeit entdeckte man Fundstellen in Südamerika, Afrika und in Australien. Heute kennt man mehrere tausend fossile Dinosaurier. Auf ein Viertel von ihnen stieß man erst in den achtziger Jahren unseres Jahrhunderts, als die Suche nach Dinosaurier-Überresten intensiviert wurde.

Die Saurierfunde aus der Mongolei faszinieren weniger durch ihre Größe als durch ihre wissenschaftliche Aussagekraft. So gibt die Entdeckung von Nistplätzen, Eiern und Skeletten von Dinosaurier-Babys Aufschluß über die Lebensweise, das Verhalten, die Geburt und das Sterben zahlreicher Dinosaurier-Arten. Von verblüffender Winzigkeit sind die frischgeschlüpften Babys des kleinen Horndinosauriers Protoceratops. Ihre Schädellänge betrug nicht mehr als zwischen drei und sechs Zentimetern.

Gesetzt wurden Dinosaurier-Eier einzeln oder in Nestern von 12 bis 30 Stück. Der Dinosaurierspezialist Jack Horner fand in Montana eine in die Geschichte der Forschung eingegangene Brutkolonie des in die Kategorie der Entenschnabeldinosaurier zählenden Maiasaurus. Sie bestand aus dem Skelett des neun Meter großen Muttertieres, mehreren zirka ein Meter langen Jungtieren, sowie einer Gruppe frischgeschlüpfter Saurierbabies von 30 Zentimetern Länge.

Hoch interessant auch die versteinerte Fährte einer großen Apatosau-rus-Herde, die in Texas festgestellt wurde. Aus ihr ist abzulesen, daß zwei Dutzend dieser durchschnittlich 30 Tonnen schweren, pflanzenfressenden Tiere mit einer Länge von rund 21 Metern im Verband gewandert sind. Das größte Tier war an der Spitze gegangen, die kleinsten Tiere befanden sich in der Mitte.

Weshalb die Dinosaurier am Ende der Kreidezeit im Unterschied zu den höchstens 25 Kilo schweren Tierarten ausgestorben sind, kann wahrscheinlich nie mehr stichhaltig geklärt werden. Feststeht, daß sich Tyrannosaurus rex, mit 15 Meter Größe, sechs Meter Körperhöhe und dolchartigen Zähnen als größter Fleischfresser der Welt verschrien, bis zu Beginn des großen Artsterbens hielt.

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