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Elfenspiele

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Mit der Ausgrabung „Oberon, König der Elfen“ von Paul Wra- nitzky hat die Wiener Kammeroper eines der hübschesten Altwiener Singspiele, eine Elfenoper, auf die Minibühne am Fleischmarkt gebracht: ein flottes, nun nur noch zweiaktiges Zaubermärchen, nach Wielands Gedicht, von J. G. K. Gie- secke zurechtgezimmert und 1789 von Wranitzky, dem Violinisten der Esterhäzyschen Kapelle unter Haydn und späterem Kapellmeister an der Wiener Hofoper komponiert. Wranitzky, 1756 in Mähren geboren, schrieb für Wien zahllose Zauber- opern und -possen, Schauspielmusi- ken, 27 Symphonien, 45 Streichquartette, 12 Streichquintette, 9 Streich- triosį Konzerte, Klaviersonaten usw. Gieseckes Libretto diente immerhin später Schikaneder als Vorlage für seine „Zauberflöte“.

Für die Aufführung in der Kammeroper hat der Bearbeiter und Regisseur Robert Herzl so manche musikalische und sängerische Probleme aus dem Weg geräumt, die Szenen gestrafft, behutsam auf die Bühnenmaße der Kammeroper reduziert. Lediglich im dritten Akt, wo eine zusätzliche Sopranpartie unnötigerweise eingeschofoen wurde, sind ein paar Passagen etwas mutwillig gekürzt worden. Als Regisseur kommt Herzl mit einfachen, recht reizvollen Szenen aus. Brigitte Brunmayr steuerte ein sehr schlichtes, praktikables Bühnenbild bei, die von Hans Gabor einstudierte und geleitete Aufführung wirkt musikalisch frisch, ohne alle Süßlichkeit und nutzloses Getändel.

Die Besetzung der teilweise sehr anspruchsvollen, kunstfertig geschriebenen Partien ist denkbar ungleichwertig: Erwähnenswert vor allem die vielversprechende junge Japanerin Akiko Katsumoto als Oberon, Ludwig Schwarz als komödiantischer Schildknappe Scherasmin und Jarmilla Bianca Kittnar (Sopran) als Almansaris.

Im ganzen ein sehenswerter Abend. Im Theater an der Wien sollte man sich diesen „Oberon“ vormerken.

• Die Wiener Kammeroper bringt in der kommenden Saison wieder ein Werk eines zeitgenössischen Komponisten. Es handelt sich um die österreichische Erstaufführung der Oper „Schaubudengeschichte“ des in Salzburg lebenden Gerhard Wimberger. Es wird übrigens die erste Aufführung einer Wimberger- Oper in Wien überhaupt sein.

• Krzysztof Penderecki, dessen Slawische Messe am 15. Juni unter der Leitung von A. Markowski im Großen Konzerthaussaal erstaufge- führt wird, hatte mit seinem allemeuesten Werk am 28. Mai im Dom von Münster Premiere. Es heißt „Die Auferstehung Christi“ und wurde ebenfalls von Markowski dirigiert.

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