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Endlich den Stil gewechselt

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Als Gary Hart zum ersten Mal für das Weiße Haus kandidieren wollte, schrieb er ein Buch. Es sollte für die Wahlen von 1984 seine politische Bibel werden. Es wurde jedoch kaum gelesen — was zu seinem Anfangserfolg in den demokratischen Primärwahlen beitrug: Die Formeln aus dem Buch, die er in seinen Reden wiederholte, waren unbekannt und weckten Interesse. Gegen Ende der Primärwahl, die der Appa-ratschik Mondale mit Mühe ge-

wann, war dann offensichtlich, was nach Durchlesen des Buches auch klar wird: Hart hatte weder einen wirklich eigenen Stil, noch konkrete Programme zur Anwendung seiner Theorien gefunden.

Der 1936 geborene Gary Hart stammt aus unterem Mittelstand. Er studierte zuerst Theologie, dann Rechtswissenschaft, arbeitete drei Jahre als Jurist im Innenministerium, wo er für Umweltfragen zuständig war. Dann ging er zurück in den Westen und befaßte sich als liberaler Anti-vietnam-Demokrat mit Umweltschutz und Politik. 1972 wurde er Manager des Pazifisten George McGovern, der überraschend vom linken Flügel her den demokratischen Konvent aufrollte und dann von Nixon vernichtend ge--schlagen wurde. Aber der unkonventionelle junge Jurist mit dem rötlichen Haar hatte sein Profil gesichert.

Als er sich zwei Jahre später in Colorado um einen Senatssitz bewarb, bewies er neben seinem Können als Organisator auch politischen Opportunismus.

Als er 1984 gegen den vom Parteiapparat nominierten Walter Mondale antrat, schien ein Sturm der Begeisterung durch die Reihen der Demokraten zu blasen — aber nach dem ersten Drittel flaute er ab. Bestimmt spielten Gewerkschaften und Parteiapparat, die hohe Summen für Mondale einsetzten, eine Rolle. Aber das Nachlassen war die Folge der Unfähigkeit Harts, der mitreißenden Ankündigung, die USA warteten auf neue Ideen, diese Ideen nun folgen zu lassen.

Jetzt hat er, im Sporthemd und entspannt, in seiner Ferienhütte in den Bergen Colorados erklärt, er kandidiere im folgenden November nicht mehr für seinen Senatssitz, um sich freizuhalten. Ob er damit offiziell als Kandidat für 1988 einsteige? Nein, es war ein kurzes Wort: „Nope“. Ob er aber allgemein präsidentielle Ambitionen habe, fragte er selbst, da sei seine Antwort: „Yup“. Womit er erkennen ließ, daß er einmal mehr den Stil gewechselt hat. Vom nasalen Neuengland-Stil Kennedys über den ausführlichen Erklärerstil in zu vielen Worten nun zum richtigen Mann des Westens, mit den Lieblingsausdrücken Gary Coopers, „Yup“ und „Nope“.

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