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Für die Schwcirzen war die Wahl wie ein Kirchgang

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Südafrikas schwarze Bevölkerung ist voll Stolz zur Wahl gegangen Das berichtet der österreichische Wahlbeobachter Alfred Kührer, der im ÜNO-Auftrag gemeinsam mit 18 weiteren Österreichern (die Schweiz entsandte 100 Beobachter; insgesamt gab es 70.000, darunter 7.000 internationale) bei Sun City im Ex-Home-land Bophutatswana den Urnengang in Augenschein nahm. „Es war sehr berührend zu sehen, mit welcher Genugtuung die Leute hier gewählt haben, alte, verhutzelte und kranke Menschen, durchwegs schrecklich arm. Wer konnte, hatte sich eine Krawatte umgebunden oder ein zerlumptes Sakko angezogen. Es war wie bei einem Kirchgang. Wir waren mit UNO-Kappe und -Jacket gekennzeichnet. Die schwarzen Wähler haben uns mit dem Daumen nach oben begrüßt, alle strahlten."

Trotz einiger Unzulänglichkeiten - es fehlte Wahlmaterial, am ersten Tag hatten in der Region, in der Kührer tätig war, nur sechs von 14 Wahlstationen geöffnet, Wähler vrarden mit Bussen zu entfernteren Stationen geführt - seien die Wahlen „tadellos" verlaufen. „Das Paradoxe", so Kührer in einem Telefonat aus Rustenburg zur FURCHE, „war, daß wir nicht Angst vor den Schwarzen, sondern vor den Weißen hatten. Diese Gegend ist das Hauptgebiet des weißen Extremisten Eugene Terreblanche, der Straßensperren angedroht hatte. Wir machten 60 Kilometer Umweg, um zum Einsatzort zu gelangen, um möglichen Be-rinderungen zu entgehen."

Am 10. Mai wird Wahlsieger Nelson Mandela in Kapstadt als Präsident Südafrikas vereidigt werden. Er hat unter Einbeziehung der National Partei zwei Jahre Zeit, um eine neue Verfassung auszuarbeiten. Mandelas ANC kündigte an, kleine Parteien (27 kandidierten) einzubinden, um Proteststimmen zu integrieren. Wie de Klerk wird -einer geheimen Absprache jemäß, die offen ließ, ob In-catha die Fünf-Prozent-Hürde überspringen vrärde - Zulu-Führer Buthelezi in der Regierung der nationalen Einheit als Deputy wirken.

Europa-Entscheidung Bildimg ist - abgesehen von der Anerkennung einzelner Berufsqualifikationen - kaum ein EU-Kontroversthema FOTO WODICKA ■ Das Thema der Seite 2

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