7086088-1994_15_01.jpg
Digital In Arbeit

Nachwehen der alten Apartheid

19451960198020002020

23 Millionen Südafrikaner wählen am 27. April eine neue Nationalversammlung. 17 Millionen gehen erstmals zur Urne.

19451960198020002020

23 Millionen Südafrikaner wählen am 27. April eine neue Nationalversammlung. 17 Millionen gehen erstmals zur Urne.

Werbung
Werbung
Werbung

El ine neue Periode der Gewalt droht in Süd-J afrika anzubrechen, sollten die Gespräche zwischen ANC-Führer Nelson Mandela (vom Stamme der Xhosa) und den Zulu-Vertretern Mango-suthu Buthelezi (Inkatha-Be-wegung) und König Goodwill Zweiithini über die relative Autonomie des bisherigen Bantustans (Homeland) Kwa-Zulu am kommenden Wochenende wieder ergebnislos verlaufen. Der gewalttätige Streit um politische Macht und Einfluß unter Schwarzen ist eine der Nachwehen des Apartheidsystems Südafrikas, von dem man sich mit den ersten allgemeinen und freien Wahlen am 27. April endgül

tig verabschieden will. (Analyse auf Seite 8).

Ein Riesenaufgebot von internationalen Wahlbeobach-terii soll garantieren, daß die Wahlen, auch wenn sie ohne Inkatha ablaufen sollten, zumindest ohne grobe Fälschungsversuche durchge-

führt werden. Ob mit oder ohne Inkatha - der nächste Präsident Südafrikas wird, außer bei unvorhergesehenen, aber nicht undenkbaren Zwischenfällen, Nelson Mandela heißen. Meinungsumfragen signalisieren 65 bis 70 Prozent der Wählerstiirmien für den Afrikanischen Nationalkogreß.

Innerhalb des ANC spielt die Südafrikanische Korrununisti-sche Partei (SACP) unter dem weißen Vorsitzenden Joe Slo-vo eine nicht unbedeutende Rolle, was Weiße im Rückzugsgefecht noch iramer propagandistisch zur Warnung vor der „kommunistischen Herrschaft" benutzen.

Sowohl Inkatha wie- die weiße Rechte, in unheiliger Allianz, haben nur geringe Chancen unter den Wählern. Hielt Inkatha vor etwa einem Jahr noch bei etwas mehr als zehn Prozent, so sank dieser Prozentsatz jetzt auf etwa sechs. Auch die rechte Konservative Partei, die 1992 noch zwei Drittel der weißen Wählerstimmen erhielt, hält jetzt bei 18 Prozent unter Weißen - maximal drei Prozent aller Wähler. Wie stark die ultrarechte Afrikaner Weerstandsbeweging (AWB) von Eugene Terreblanche tatsächlich ist, wird sich aber erst an Aktionen nach den Wahlen zeigen. Die Nationale Partei (NP) von Präsident Frederik de Klerk, die aus der Ausweglosigkeit, in die sich das Apartheidsystem manövriert hatte, die notwendigen Konsequenzen mittels Verfassungs-, Wahl- und Regierungsbeteiii-gungsabsprachen mit dem ANC gezogen hatte, wird zumindest fünf Jahre noch die Geschicke Südafrikas regie-rendefweise mitbestimmen.

Die Zulu-Führer sehen ihren Einfluß schwinden und reagieren mit dem Aufpeitschen neuen Terrors. Der von

Buthelezi verkündete „Endkampf" zwischen ANC und der Zulu-Nation sieht Umfragen zufolge so aus, daß nur 35 Prozent der Zulus den Inkat-ha-Chef, hingegen mehr als die Hälfte Mandela wählen würde.

Nach den Wahlen werden die vier „unabhängigen" und sechs „teilunabhängigen" Homelands verschwinden. Bisher verschwunden sind schon die Chefs von Bophut-hatswana, Ciskei, Lebowa und Qwaqwa.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung