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Vor einem blutigen Zerfall Südafrikas

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Der Versuch des ANC, mit einem Marsch von mehreren zehntausend Demonstranten, die von Frederik W. de Klerk in Pretoria einberufene Konferenz zwischen der Nationalpartei und mehreren anderen Parteien über eine bundesstaatliche Struktur in Südafrika zu stören, ist gelungen. Das Homeland Ciskei, international nicht als unabhängig anerkannt, wurde Schauplatz blutiger Zusammenstöße.

Wer zuerst gewalttätig wurde - die Sicherheitskräfte oder die Demonstranten -ist nicht feststellbar. Selbst bei entschiedener Ablehnung der Apartheid ist es erschreckend, wie sich kommunistische Scharfmacher nicht enthalten können, in einer schwierigen und langwierigen Übergangsphase zu zündeln, um den Entspannungs- und Umwandlungsprozeß zu behindern. Jene „Würdenträger" des ANC, die mit den Bonzen der ehemaligen

DDR auf Jagd gingen, haben sich von planwirtschaftlichen Vorstellungen nach wie vor nicht verabschieden können. Dadurch arbeiten sie Weißen in die Hände, die Angst vor der schwarzen Mehrheit und vor sozialistischen Modellen haben.

Bei weiterer Eskalierung der Gewalt scheint ein Auseinanderbrechen der Republik Südafrika unausweichlich: Neben Xhosa- und Zulu-Staaten Überreste von Bantustans, möglicherweise auch ein eigenes Gebiet nur für die weiße Bevölkerung. Daß dieser Zerfall enorm blutig vor sich gehen wird, ist mehr als wahrscheinlich.

In der gegebenen Situation gibt es keine Alternative zu friedlichen Verhandlungen. Scheitern diese, wird Südafrika in ein Chaos stürzen, das sich nicht von jenem unterscheidet, das in zahlreichen Staaten des schwarzen Kontinents ohnehin leider schon zur Tagesordnung gehört.

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