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Schule in Wien hilft auch Serben

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Am Anfang stand ein Vortrag eines Augenzeugen über die Situation der Flüchtlinge in Bosnien und eine FüRCHE-Titelge- schichte (43/1993) über den kleinen Ante, dem am Weihnachtsabend 1992 ein Granatsplitter ein Bein weggerissen und seine Mutter getötet hatte.

FuRCHE-Leser Walter Kaspar, Direktor der Handelsakademie Franklinstraße in Wien-Florids- dorf, setzte sich in die erste Reihe ins Klassenzimmer der HAK, wo der eingeladene Journalist über das Elend in Bosnien berichtete: nicht nur Moslems und Kroaten leiden, sondern auch die fast achthunderttausend geflüchteten Serben. Davon sind etwa zwei Drittel Kinder, die an diesem Krieg genauso unschuldig sind wie kroatische oder moslemische Kinder. Noch dazu stammen zahlreiche Kinder aus „Mischehen“ zwischen Serben und Moslems oder Serben und Kroaten aus der Zeit, als die Nationen in Ex-Jugoslawien noch friedlich nebeneinander lebten.

„Wir fragen nicht nach der Nationalität, wir wollen allen helfen, auch den Serben“, waren sich nach vielen Diskussionen Direktor, Lehrer und Schüler einig. Schon im Vorjahr war eine VW-Busladung Winterkleidung von den Schülern der Wiener HAK gesammelt worden.

Zum serbischen Weihnachtsfest am 7. Jänner waren dann Anoraks, Schioveralls, Handschuhe, Stiefel, Zipfelhauben, Schokolade, Schnitten, Seifen, Babywindeln, Spielzeug, Watte und Shampoos an der bosnischen Grenze in Visegräd und Zvornik zur Verteilung bei den Flüchtlingen bereit. Inzwischen haben sich Brieffreundschaften zwischen Schülerinnen aus Bosnien und Österreich entwickelt, auch Einladungen sind schon ausgesprochen worden. Direktor Kaspar betont, daß neben der vielleicht manchmal etwas trockenen, „Bu- siness“-Mentalität einer Handelsakademie für ihn mitmenschliches Fühlen und.Handeln Vorrang hat.

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