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Forschung „anzapfen"

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Für Amerikas Geschäftswelt und Industrie ist der zusammengebro- chene Ostblock nicht nur ein neuer, gigantischer Markt für die eigenen Produkte. Viele amerikanische Un- ternehmen haben sich auch auf Intelligenzsuche in die osteuropäi- schen Länder begeben. Sie vermu- ten dort - offenbar zu Recht, wie erste Ergebnisse zeigen - Wissen- schaftler, Techniker und Technolo- gen mit Ideen und Vorstellungen, die „anzapfenswert" sind, sie „ver- bünden" sich mit wissenschaftli- chen Institutionen im Osten, um deren „brainpower" für sich arbei- ten zu lassen.

In der Vergangenheit war das nur bedingt und mit Duldung des Staa- tes oder der allmächtigen Partei möglich. Jetzt werden entsprechen- de Kontakte von Wissenschaftler zu Wissenschaftler, von Institution zu Institution, von US-Betrieb di- rekt an die Quelle geknüpft. So hat die Monsanto-Company einen Drei- Jahres-Vertrag über gemeinschaft- liche Biologie-Forschung mit dem Moskauer Shemyakin-Institut un- terzeichnet. Woran die Sowjet- Wissenschaftler arbeiten werden, bleibt geheim, aber die Amerikaner haben sich das vertragliche Recht gesichert, „Ergebnissse der For- schung direkt weltweit vermark- ten" zu können, wie es im Vertrags- text heißt. Monsanto zahlt zunächst für 1990 - und danach womöglich jährlich - rund 500.000 Dollar, womit zehn sowjetische Wissen- schaftler in sechs verschiedenen Institutsabteilungen bei ihrer For- schung für den US-Konzern unter- stützt werden.

Ein weiteres Beispiel ist die Du- Pont-Company: Sie fördert seit einiger Zeit schon Virus-Forschung am Institut für Organische Chemie und Biologie der CSFR, auch mit Blick auf eine AIDS-Kur, aber neuerdings werden zwischen dem Institut und Du- Pont weiterrei- chende Forschungsvorhaben ge- meinsam übernommen. „Wir ha- ben es im ehemaligen Ostblock", so einDu-Pont-SprecherinNew York, „mit Wissenschaftlern und deren Instituten zu tun, die sehr gut ge- eignet sind für uns - und die nicht genügend gefordert werden, aber entschlossen sind, jetzt ohne Re- striktionen zu forschen. Das müs- sen wir uns einfach zunutze ma- chen".

„Die Grundlagenforschung im Ostblock ist einfach Weltklassse", urteilt Deborah Milenkovich vom Osteuropa-Institut der Columbia University, „aber was die ange- wandten Wissenschaften betrifft - da können die im Osten von den US-Firmen vieles lernen". Sie und andere Experten verweisen auch darauf, daß vor allem die Sowjets mit ihren Raumfahrt- und Waffen- projekten bewiesen haben, zur Spitzenklasse zählen zu können.

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