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Bilanz und Aus-Blick

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Zum Jahreswechsel sind Bilanzen üblich. Menschlich ist dabei, das Erreichte in den Vordergrund zu stellen und aufzuzeigen, was gelungen ist. Was im Wirtschaftsleben und in der Politik als Taktik gelten mag, wird dann im persönlichen Leben zur Versuchung. Nicht nur das Gleichnis vom Pharisäer und vom Zöllner veranschaulichen dies mit aller Deutlichkeit (vgl. Lk 18).

Aber wir wissen auch: Nur die selbstkritische Bilanz des Zöllners wurde von Jesus akzeptiert - jenes Zöllners, der aufgrund seines Rückblickes nur eines auszudrücken vermag: sein Vertrauen in Gottes Erbarmen.

Wir haben ein neues Jahr begonnen, die Bilanzen liegen hinter uns. Den darin enthaltenen Teil des Eigenlobes können wir getrost wieder vergessen. Was wir darin an Vertrauen auf Gott formuliert haben, das nehmen wir besser mit uns in dieses Neue Jahr. Seine Zukunft liegt noch ungeöffnet vor uns. Angst und Furcht sind deshalb nicht angesagt, sondern Vertrauen - eben jene Grundhaltung, die den Zöllner zum Gebet befähigt, trotz allem.

„Do not be afraid of tomorrow. God is already there“ (Fürchte Dich nicht vor dem Morgen. Gott ist bereits dort) sagt ein amerikanisches Sprichwort. Zukunftsangst wird uns nicht helfen, die Probleme der kommenden Monate zu überwinden. Was wir brauchen, ist kritische und nüchterne Selbsteinschätzung und das Vertrauen, nicht allein unterwegs zu sein.

Wagen wir nach den vielen Rück-Blicken einen Aus-Blick in das kommende Jahr, so könnte dies eine entsprechende Optik sein. Sie hat den Vorteil, Problemfelder präzise zu erfassen, das heißt: sie weder zu verniedlichen noch sie übergroß zu dimensionieren - wie eine Linse, die zielgerecht fokussiert ist.

Gott ist schon da in diesem Jahr 1997. Wir müssen ihm nur nachgehen und mit ihm gehen. Das alte Jahr mit all seinem Wenn und Aber, mit allem Gelingen und Versagen können wir dann getrost ablegen, ebenso seine Bilanz. Gott gibt uns die Chance des Neubeginns!

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