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Gottsuche

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Wir wissen, daß dem jungen Elie Wiesel durch die Erlebnisse im KZ Hitlerdeutschlands der Gott seiner jüdisch-orthodoxen Kindheit verlorengegangen ist. Die Überlegung war: Gäbe es Gott, hätte er dieses Schicksal nicht zulassen dürfen. Vierzig und mehr Jahre währte dieser Seelenzustand. Jetzt erscheint ein Roman, und es wird uns mitgeteilt, daß sich der Autor wieder auf die Suche nach Gott begeben hat.

Ungeheuer kompliziert aufgebaut ist der Roman, so, als ob sich Wiesel zwischen den Zeilen, zwischen einem teils fiktiven, teils autobiographischen Geschehen versteckt: dem Schicksal eines Jugendlichen im jiddischen Osten während des Zweiten Weltkrieges und dem Leben des Raphael Lipkin in den USA der Jetztzeit, der auf der Suche nach einem Jugendfreund die Insassen einer psychiatrischen Klinik kennenlernt. Man merkt die Sehnsucht des Autors nach jener „heiligenmäßigen“ Verrücktheit, die er beschreibt.

Das Buch ist das bedeutsame Dokument eines der großen Suchenden unserer Zeit.

ABENDDÄMMERUNG IN DER FERNE. Von Elie Wiesel. Verlag Herder, Freiburg 1988. 260 Seiten, öS 280,80.

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