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Haiku-Poetik

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Endlich eine Haiku-Poetik mit der Frage, ob sich das Deutsche für ein Gedicht von nur siebzehn Silben eigne. Die Antwort ist, daß unsere Sprache dafür geradezu prädestiniert ist, weil sie für Kürze, Raffung und Sachlichkeit sehr empfänglich ist. Das Haiku habe sich vom japanischen Vorbild gelöst, wäre weitgehend selbständig geworden. Im Unterschiedzum traditionellen Naturgedicht verzichte es auf Innerlichkeit, sei konkret, denn das Innere, Seelische offenbare sich im Äußeren, vorwiegend in kleinen, oft unscheinbaren Dingen. Im reinen Bild des Geschehens in der Natur, im Zusammenfall der Gegensätze, trete das Eigentliche zutage, der verborgene Sinn. Wegbereitend für diese Entwicklung waren, vielleicht durch ihren Hang zum magisch Realen, vor allem Österreicher, so. Anna von Rottauscher, Gerolf Graf Coudenhove-Kalergi, Karl Kleinschmidt, Robert Joseph Koc, nicht zuletzt Imma von Bodmershof, früher Rilke und andere. Wie Erfahrungsberichte und scharfe Stellungnahmen theoretischer und kritischer Art bezeugen, ist die Diskussion darüber jetzt im Gang.

DEUTSCHE ESSAYS ZUR HAIKU-POETIK. Herausgegeben von Tadao Araki. Sonderausgabe der „Deutsch-Japanischen Begegnungen im Lande Hessen“. Japanisches Generalkonsulat Frankfurt/Main 1989. 80 Seiten.

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