Welche Krisen brauchen wir?

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Klimaschutz und Corona: Die Politik verspricht viel - aber wo sie entscheiden sollte versagt sie.

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Klimaschutz und Corona: Die Politik verspricht viel - aber wo sie entscheiden sollte versagt sie.

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Rom und Glasgow – wieder ein paar Öko-Versprechungs-Runden. Auf Verstand oder Gemeinwohlempfinden der Menschen können wir uns nicht verlassen, wenn es um die Bewältigung kollektiver Krisen geht. Offenbar hilft nur die „harte Tour“. Bis vor Kurzem hätte ich eine (unerfreuliche) Katastrophentheorie vertreten: Kleine Krisen helfen nicht zur Bewusstseins- und Verhaltensänderung. Große Krisen führen zu Leiden und Zerstörung, wir wollen sie auch nicht. Vielleicht gibt es eine passende Dimension mittlerer Krisen, welche die Hemmnisse gegen Reflexion und Aktion überwindet. Mittlerweile zweifle ich.

Kann es sein, dass auch vertretbare mittlere Krisen nicht zu einem Shift in den Einstellungen und Handlungsweisen verhelfen? Auch wenn die Anfänge der ökologischen Gefährdung in extremen Wetterereignissen da und dort schon sichtbar werden, bekräftigen die Öko-Konferenzen bloß gute Absichten. Auch wenn die Pandemie ein starkes Signal aussendet, führt es offensichtlich zu keinem hinreichenden Schulterschluss der Menschen innerhalb von Nationen und erst recht nicht auf globaler Ebene. Impfquoten und Verhaltensweisen bleiben hinter dem erforderlichen Niveau des Gemeinwohlbewusstseins zurück, eher nehmen Polarisierungen und Handlungsblockaden zu. Wie groß muss die Krise sein? Die gegenwärtigen fünf Millionen Toten verkraften wir ohne Wimpernzucken. Bei geeigneter Mutation, der wir derzeit ein weites Experimentierfeld gewähren, könnte das Biest in andere Dimensionen vordringen. Da bleibt bloß wilde Spekulation: Könnten sich westliche Demokratien bei 80 Millionen Toten zu entschiedenen Maßnahmen durchringen? Aber diese Totenzahl wäre auch nur ein Prozent der Weltbevölkerung. Wo liegt die „Spürbarkeitsschwelle“?

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