Eden - © Foto: iStock / Keith Lance

Der Corona­-Weg der Besserung

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Wer aus der herrschenden Pandemie etwas lernen möchte, kann an sehr vielen Punkten ansetzen: vom Gesundheitssystem bis zu einem Grundeinkommen, vom Klimabewusstsein bis zu einer „Ökonomie der Verbundenheit“. Ein Gastkommentar von Hans Holzinger.

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Wer aus der herrschenden Pandemie etwas lernen möchte, kann an sehr vielen Punkten ansetzen: vom Gesundheitssystem bis zu einem Grundeinkommen, vom Klimabewusstsein bis zu einer „Ökonomie der Verbundenheit“. Ein Gastkommentar von Hans Holzinger.

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Was wird nach Corona anders sein? Diese Frage wird nun mehrfach gestellt. Krisenzeiten sind immer Umbruchszeiten und damit lehrreich. Sie können zu Lernzeiten werden, wenn Gesellschaften offen bleiben für Veränderung. Zu wünschen ist selbstverständlich als Erstes, dass bald wirksame Medikamente für die schwer Erkrankten gefunden werden und in der Folge auch Impfstoffe, auch wenn sich Viren jedes Jahr verändern und ähnliche Krisen für die Zukunft nicht ausgeschlossen sind. Wie es nach Überstehen der Pandemie aussehen wird, lässt sich schwer sagen.

Die verordneten Maßnahmen zeigen, dass wir, wenn es nötig ist, durchaus zu Einschränkungen in der Lage sind. Und es gibt viele Beispiele des gelebten Zusammenhalts: Jüngere kaufen für ältere Menschen ein, es bilden sich Nachbarschaftsnetzwerke, Hilfsorganisationen kümmern sich um jene, die keine Angehörigen haben. Doch man darf dabei nicht übersehen: Die einschränkenden Maßnahmen treffen sozial Schwächere sicher stärker, und Homeoffice ist nicht für alle möglich. Das andere sind die noch nicht zur Gänze abschätzbaren wirtschaftlichen Folgen. Für die Abwendung einer länger anhaltenden Rezession gibt es verschiedene Vorschläge, neben den bisher beschlossenen Stützungspaketen etwa einen Europäischen Transformationsfond. Dieser soll die Umsetzung der nicht weniger dringend gewordenen Klimaschutzmaßnahmen garantieren und damit zugleich Investitionsanreize setzen. Um die öffentliche Verschuldung nicht ins Unermessliche zu treiben, müssen die Vermögenden wohl stärker zur Finanzierung herangezogen werden – sowie für alle leistbare Mieten auch nach der CoronaKrise wichtig sein werden.

Schrumpfbranchen schrumpfen lassen

Fatal wäre, wenn die Krise nicht zu einem wirtschaftlichen Umdenken führen würde: Es müssen keine Millionen an Dividenden für Aktionäre ausgeschüttet werden. Es geht auch bescheidener. Nicht sinnvoll wäre es, Branchen, die aufgrund des Klimawandels ohnedies schrumpfen müssen wie der Flugverkehr oder der Automobilitätssektor, zur Gänze zu „retten“. Die Stützungsmaßnahmen müssen für den Strukturwandel genutzt werden. Was Mobilität anbelangt, machen wir derzeit neue Lernerfahrungen mit digitaler Kommunikation, die viele physische Wege ersetzen kann.

Den sogenannten systemerhaltenden Tätigkeiten im Gesundheitsbereich, in der Lebensmittelversorgung, der Betreuung anderer Menschen wird derzeit zu Recht applaudiert. Es ist zu hoffen, dass diese noch immer mehrheitlich von Frauen ausgeführten Leistungen auch nach Überwindung der Krise mehr Anerkennung erhalten, durch bessere Bezahlung, denn vom Applaus lässt sich die Miete nicht berappen. In einer solchen Krise rattert wohl bei jedem im Kopf eine Liste ab, was wirklich wichtig im Leben ist: Gesundheit, Familie, Freunde, eine gesicherte Existenz. Mir kamen Nachrichten wie „Formel­1­-Saison muss verschoben werden“ oder „Deutsche Bundesliga ausgesetzt“ auf einmal völlig absurd vor.

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