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Mancher Streich, manches Ratsel

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Politik, so Max Weber, bedeutet ein starkes, langsames Bohren in harten Brettern. Einer, der sich darauf immer ganz vorzüglich verstand, Professor Alfred Maleta, feierte in diesen Tagen den 70. Geburtstag. Im Kreis von Freunden und Konkurrenten — so ols stünde er noch immer 'dort, wo er gut dreißig Jahre lang gestanden ist, inmitten der Tagespolitik.

Alfred Maleta hat die Geschichte der Zweiten Republik mitgeschrieben; die Geschichte seiner Partei, der ÖVP, und seines Bundes, des ÖAAB, wesentlich mitbestimmt; dem Parlamentarismus aber Glanzlichter aufgesetzt: erst als einfacher Abgeordneter, dann als Erster, zuletzt als Zweiter Präsident des Nationalrates.

Schon lange, ehe sich Alfred Maleta Mitte 1975 als Vorletzter der „45er-Generation“ aus dem Parlament zurückgezogen hatte, galt er in seiner Partei und in der Öffentlichkeit als das, was T. S. Eliott so feinsinnig mit „Eider Statesman“ umschrieben hat, als ein „Gentleman der guten Art“; sensibel und souverän, autoritär und kompromißbegabt, kühl und passioniert.

Alfred Maleta hat es weder sich noch seiner Partei je leichtgemacht, so wie seine Partei ihm auch oft manchen Streich spielte und manche Rätsel aufgab. Das politische Tagesgeschehen zwang den geborenen Strategen zu taktischen Handlungen, deren Sinn und Zweck oft erst in der Retrospektive deutlich wurden. In der Öffentlichkeit profilierte er sich als kühler Analytiker, ein Bild, das nie so recht zu ihm passen wollte: nicht zu seiner Verletzlichkeit und auch nicht zu seinem leidenschaftlichen österreichertum.

Dieses Bild, an dem Alfred Maleta schließlich fleißig mitzeichnete, mag ihn daran gehindert haben, die letzte Stufe seiner politischen Karriere zu besteigen. Seine Partei verweigerte ihm die Kandidatur zum Bundespräsidenten gleich zweimal, 1971 und 1974. Heute über seine Chancen für dieses Amt zu diskutieren ist müßig. Alfred Maleta war von seinem Erfolg überzeugt und da er doch so oft recht behalten hat, ist es nur vernünftig, seine Überzeugung ernst zu nehmen.

Alfred Maleta war unter einem sehr starken Bundesobmann Generalsekretär der österreichischen Volkspartei. Mitte der sechziger Jahre überlegte er, Außenminister zu werden, entschloß sich zuletzt für das Parlament, wo seine Fähigkeit zum Kompromiß in der Sache, seine Konzilianz und Toleranz auch in aussichtslosen Situationen Freunden und Konkurrenten das Ganze zu erkennen und seine Teile zu vernachlässigen halfen.

Alfred Maleta in allen Situationen zu verstehen, war und ist nicht leicht. Nun will er sich in Büchern zur Zeitgeschichte, zu ideologischen Fragen, zur Situation seiner Partei äußern. Darin soll manches stehen, was dem einen oder anderen nicht paßt; darin wird sich aber auch bestätigen, mit welcher leidenschaftlichen Liebe Alfred Maleta seinem Vaterland verbunden ist.

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