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Maos Mann

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Mehr als vier Monate nach seiner Ernennung zum chinesischen Botschafter für die UdSSR, traf Liu Hsin-chuan endlich in Moskau ein. Wer ist Maos Mann in Moskau? Warum war seine Ernennung sogar in China eine Überraschung? …

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Mehr als vier Monate nach seiner Ernennung zum chinesischen Botschafter für die UdSSR, traf Liu Hsin-chuan endlich in Moskau ein. Wer ist Maos Mann in Moskau? Warum war seine Ernennung sogar in China eine Überraschung? …

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Liu war seilt 1964 Stellvertretender Außenminister, dennoch eine farblose Figur auf dem hierarchischen Schachbrett. Während der „Kulturrevolution“ geriet Liu ins Kreuzfeuer heftiger Kritiken. Er wurde sogar öffentlich als ein Gegner der „revolutionären Massen“ apostrophiert. Nur im Frühjahr 1970 wurde er rehabilitiert. Zum erstenmal erschien Liu wieder auf der Parteiehrentribüne anläßlich der Maifestivitäten ‘in diesem Jahr to Peking. Am 9. Parteikongreß im April 1969 wurde Liu nicht einmal zum alternativen Mitglied des Zentralkomitees gewählt.

Lius Funktionärskairriere war grau in grau. Er kam 1960 ins Außenamt als Assistent des Ministers. Bald wurde er Direktor der Politischen Abteilung. Vier Jähre später wurde Liu zum Stellvertretenden Außenminister ernannt und to den Jahren

1964 bis 1966 stand er zwischen zehn Kollegen auf dem 7. Plate. Kaum zu glauben: die erste Auslandsreise seines Lebens machte Liu als Botschafter vor einigen Tagen nach der Sow j ethaupt stadit.

Nicht die außenpolitischen oder sogar Auslandserfährungen haben Liu für den wichtigsten derzeitigen Botschafterpasten prädestiniert, sondern der Umstand, daß der jetzige Generalstäbschef, Huang Yung- sheng, sein mächtiger Gönner und Protektor ist. Auch Diu hat eine interessante militärische Laufbahn hinter sich. Der Botschafter war, bevor die Partei ihn in das Außenministerium beordert hatte, Generalmajor und Divisions-Politkomman- deur in der Provinz Kwanitung. Damals diente er unter dem gegenwärtigen Genenalstabschef, der momentan als Nummer eins unter den „kommenden Männern“ angesehen wird. Huang und damit sein Schützling gehören zur Gruppe um Ministerpräsident Tschu En-iai.

Peking dürfte mit Dius Entsendung unterstreichen wollen, daß man keinen besonderen Wert’auf Beziehungen auf höchster Parteiebene legt und ‘nur bei obligaten, kühlen diplomatischen Beziehungen bleiben will. Scheinbar ist es übertrieben, in dieser Beziehung von einem chinesischen Affront zu sprechen, obwohl die Kreml-Führung mit der Ernennung Wasiiij Tofltsiikows zum Pekinger Sowjetbotschafter einen Schritt in Gegenrichtung getan hat. Toltei- kow war nämlich Erster Parteisekretär der Region Leningrad, ZK-Mit- ■glied und zweifellos ein hoher Exponent der Partei. Toltsikow ist ein zäher, fähiger Parteiadminiistrator und Wirtschaftsfachmann, der sogar als Breschnjews kommender Konkurrent betrachtet wird.

Trotzdem haben ihn die Chinesen beleidigend herablassend empfangen und nur mit der minimalen protokollarischen Höflichkeit. Trotzdem wind Toltsikow eine führende Figur to Peking sein, während sein Gegenspieler, Liu Hsin-chuan, eher durch seine stille Unauffälligkeit Aufsehen erregen wind. Welcher Botschafter erfolgreicher sein wind, ob der gelbe oder der ‘rote, hängt in erster Reihe nicht von ihren Fähigkeiten und Arbeitsmethoden, sondern von den diplomatisch-klimatischen Verhältnissen im euro-asiatischen Großraum zwischen Moskau und Peking ®b. Die Gewitterzone scheint sich im Abzug zu befinden, was eine Verbesserung auf Staatsebene, jedoch nicht zwischen den zwei Mammutparteien, verspricht.

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