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Mao verrät Geheimnisse

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Das Duell zwischen Mao und Liu dauert schon geraume Zeit. Man ist sich aber in folgenden Punkten nicht ganz im klaren: Wann begann der Zweikampf? Warum brachte Mao Liu nicht auf einmal zur Strecke? Wie können sich die Liuisten durch einen Gegenangriff behaupten? Wer könnte eventuell der „siegende Dritte“ sein? Man kann die Antwort dieser Fragen vielleicht teilweise aus der geheimen „höchsten Instruktion“ Maos erfahren, die er kurz vor dem Start der Anti-Liu-Kampagne bei der Kulturrevolution an die höchsten Funktionäre erlassen hat.

Der Kampf um die Legitimität der „Orthodoxie“ fing schon 1952 an, als Liu die Chance eines „Ersatzes“ sah. So wurde 1957 das Motto „Auswechslung der Führer“ von Lius Leuten an die Tagesordnung gebracht Als die „Rechtsgerichteten“ während der Periode der „Hundertblumen“ 1957 das Regime kritisierten, näherten sich ihnen schon die Liuisten. Das war natürlich nur eine gegenseitige Ausnützung. Die Intellektuellen liebten Liu nicht, aber sie haßten Mao. Liu mußte damals auch wegen seiner späteren Machtergreifung mit diesen Leuten freundlich und höflich umgehen. Sie fanden also etwas Gemeinsames. Dieses alte Verhältnis führte heute zu einer Vermchtungskampagne Maos gegen alle diese Intellektuellen.

Die „Instruktion“ nannte noch eine Reihe höherer Parteifunktionäre in anderen Parteibüros, die schon sehr früh in Verbindung mit Liu standen.

Bezüglich der Frau Lius sagte die „Instruktion“:

„Seit Wang Kuang-mei, diese fromme Tochter des Kapitalisten, 1945 Liu angehörte und ins Zentrum der KPCh eindrang, hat sie die Entscheidung Lius stets beeinflußt.“

Die „Instruktion“ widmete in diesem Teil besonders dem Nordwestchina aufschlußreiche Worte:

„Der Feldzug zur Befreiung des großen Nordwestens wurde 1949 angefangen. Unter der Zusammenwirkung der nordchinesischen 18. und 19. Armeekorps der VBA, durch die Schlacht um Lantschou wurde Nordwestchina zur Gänze .friedlich befreiV. Nachher marschierte die Nordwestarmee, ohne auf Widerstand zu stoßen, in alle Teile des Gebietes ein. Peng Teh-huai, Schih Tschung-schün und Co. fingen gleich an, in diesem Prozeß antiparteiischen Opportunismus zu betreiben. Sie nahmen die Truppen des militärischpolitischen Gouverneurs Nordwestchinas der Regierung Tschiang Kai-scheks auf. Die Mitglieder der Armee, Verwaltung, Kuomintangpartei, Militärpolizei und Polizei des alten Regime wurden serienweise aufgenommen. Dadurch konnten Waffen und Munition im großen Umfang zirkulieren. Die reaktionäre Herrschaftsbürokratie und der Staatsapparat wurden überhaupt nicht geändert. Nur 25 Prozent der Leute, die unbedingt umgebracht werden sollten, wurden tatsächlich zum Tode verurteilt...“

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