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Mozart in Gold

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Wieder einmal gibt der Zusam- menhang zwischen Aktienkursen und Edelmetallpreisen Rätsel auf. Trotz der scharfen Kurskorrektur an der Börse in Tokio ist der Platin- preis schwach, obwohl Japan der weltweit größte Platinimporteur ist. Dabei gibt es für den Anleger kaum günstigere Gelegenheiten als jetzt. Fallende Papierwerte, wie derzeit in Tokio oder New York, düstere Vorahnungen an der Wiener Börse geben den Weg zur Flucht in Sach- werte frei. Da Immobilien derzeit stark überhöht oder für den Nor- malbürger einfach zu groß sind, bieten sich die Edelmetalle als der- zeit preiswerteste Alternative an.

Neben der klassischen Anlage- form in Gold existiert seit Jahrtau- senden das Silber als Alternative; der kleine Bruder, wie der Mond zur Sonne. Deswegen war das Zei- chen der Alchemisten für Silber die Mondsichel. Silber ist das preis- werteste unter den Edelmetallen, passend für jede Brieftasche, und in den meisten Varianten erhält- lich. Unzählige Silbermünzen und Silberbarren, die für jeden Ge- schmack passend sind, stehen dem Anleger zur Verfügung.

Billiger als eine Kinokarte und ein Päckchen Popcorn, schrieb die Kanadische Münze in ihrem Pro- spekt über den Maple Leaf, die berühmteste Silbermünze der Welt. Sie gehört zu den Bullionmünzen (Barrenmünzen), deren Wert sich am aktuellen Weltmarktpreis orien- tiert und mit einem kleinen Auf- preis (Agio) gehandelt wird.

Um dem Anleger von Edelme- tallmünzen zusätzliche Sicherheit zu geben, wird die Münze mit ei- nem Nennwert versehen, so daß die Garantie des Staates vor zu großen Kursverlusten gegeben ist. Außer- dem ist sie dadurch steuerfrei.

Für Österreicher gibt es aber an- dere interessante Varianten. Die Sammlermünzen, die seit der Über- nahme der Münze Österreich AG durch die Oesterreichische Natio- nalbank besonders gepflegt wer- den. Nach der derzeit laufenden Serie der Jugendstil 500er wird im Herbst 1990 eine Mozartserie mit besonders niedriger Prägeauflage für die Sammler auf den Markt gebracht. Derzeit erfolgt die Aus- gabe der neuesten Jugendstilmün- ze „Egon Schiele". Sollten Sie aber an Spezialitäten Interesse haben, so steht Ihnen die Welt der Motiv- münzen weit offen.

Platin heißt ein anderes Zauber- wort. Kenner der spanischen Spra- che wird eine Ähnlichkeit mit plata (Silber) sofort aufgefallen sein. Eine Verwechslung oder eine bewußte Assimilation der Farbe wegen?

Aber welch ein Unterschied ist sowohl beim Preis als auch bei den Produktionsmengen gegeben. So- wohl Silber als auch Platin werden in der Elektronik, als Schmuck und als Wertanlage verwendet. Der Preisunterschied scheint besonders eklatant. Während Silber derzeit zwischen fünf bis sechs US-Dollar pro Unce liegt, bewegt sich Platin zwischen 450 bis 600 US-Dollar pro Unce.

In der Produktion von Platin liegt Südafrika mit 80 Prozent an der Spitze, gefolgt von der Sowjetuni- on mit 13 Prozent. Bei Silber sind die Hauptproduzenten Mexiko 18 Prozent, Peru 15 Prozent und die Sowjetunion elf Prozent. Die Vor- kommen werden bei Silber zirka 1.000 Mal so hoch geschätzt wie bei Platin. Die Fördermenge an Gold ist 20 Mal so hoch wie die von Pla- tin. Während derzeit der 60fache Jahresbedarf an Gold gehortet wird, reichen die Platinbestände nur für den Industriebedarf eines halben Jahres.

Da Barren in Österreich aufgrund der 20 Prozent Mehrwertsteuer für Private nach wie vor nicht sehr verlockend sind, gilt das Interesse des Anlegers bei allen Edelmetal- len nach wie vor den Münzen. Neben der Vielfalt und Vielzahl der Sil- bermünzen erscheint das Angebot an Platinmünzen sehr klein. Jedoch ist dies durch den hohen Preis und die verfügbare Menge begründet.

Die Sowjetunion mit ihrer histo- rischen Serie, Kanada mit dem Maple Leaf und Australien mit dem Koala prägen hervorragende Mün- zen in Platin.

Aber da war doch noch Palla- dium. Die Göttin der Weisheit Pal- las Athene stand an der Wiege, des Namens und der undurch- schaubaren Farbe wegen. Diese kleine Schwester des Goldes scheint so geheim- nisvoll wie der Planetoid Pallas.

Preisschwankungen in den letzten Jahren zwischen 90 und 170 US-Dollar ge- ben dem Spekulanten un- ter den Anlegern interes- sante Perspektiven mit ei- nem Einstiegspreis, der trotz der Exotik günstig ist. D ie Produktionskonzentra- tion bei der Sowjetunion mit 56 Prozent und Süd- afrika mit 30 Prozent zeigt, wie bei Platin, die gefährli- che politische Ausgangsla- ge, die aber bei Silber (Peru, Mexiko) mit anderem geo- graphischen und politi- schen Ursprung zu densel- ben Folgerungen führen kann, daß bei Krisen sofort der Preis steigt. Die Verwendung liegt vor allem in der Elektronik 50 Prozent und in der Dentalmedizin 30 Pro- zent. Die chemischen Eigenschaf- ten sind Platin und Gold sehr ähn- lich und bringen zusammen mit dem niedrigen Preis mehr und mehr Ver- wendungsmöglichkeiten.

Erst seit 1988 ist dieses seltene Metall in Münzform erhältlich. Die Sowjetunion prägt nach zwei Sammlermünzen heuer erstmalig eine Bullionmünze, die Ballerina.

Sie sehen, daß die Anlagemög- lichkeiten vielfältig sind, und be- denken Sie, seit langer Zeit wird der Kauf von Edelmetall als ideale Absicherung für Aktien benützt, und diejenigen die sich daran hal- ten, sind damit erfolgreich.

Der Autor ist Direktor der Schoeller & Co Bankaktiengesellschaft.

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