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Neben Geld noch andere Sicherungswerte

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Die Abwertung des Goldes als Währungsmetall im II. Weltkrieg wurde vom Reichsbankpräsidenten Schacht in einer bemerkenswerten Weise mit drastischen Preisvorschriften und einer Rationierung der knappen Güter vollendet.

Die Neigung der Notenbanken, sich neben Gold noch anderer Sicherungen für das substanzlose Papiergeld zu bedienen, wuchs nach dem zweiten Weltkrieg und fand ihren Ausdruck in der schon vor Kriegsende propagierten Forderung nach Schaffung einer globalen synthetischen Weltwährungseinheit, deren Umlaufsmienge zwar in einer bestimmten Relation an Gold gebunden, jedoch permanent an die legitimen Bedürfnisse einer wachsenden Wirtschaft angepaßt werden sollte. Jedenfalls stieg nach 1944 die Bedeutung der Leit- (und Reserve-) währung (Dollar, Pfund) als eine Form der Deckung des jeweiligen, substanzlosen Goldes; dieses wurde von den Notenbanken lediglich zum Ausgleich von Zahlungsbilanzspitzen verwendet, während seine Bedeutung als Geldwertsicherung abnahm.

Goldwert und Goldideologie

Beim Gold muß man (wie eh und je) den kommerzialisierbaren Goldwert von der Goldideologie unterscheiden.

Der offizielle Goldwert ist kein Marktwert (kein Kurs), sondern Reflex einer offiziellen und seit 1934 in gleicher Höhe fixierten Goldtaxe von 35 Dollar je Goldunze (das sind ungefähr 31 Gramm). Zum genannten Preis verkauft das Schatzamt der USA offiziell Goldbarren. Daher hätten alle Versuche, etwa Südafrikas (des größten Goldproduzenten), den Anstieg der Gewinnungskosten über eine Preiserhöhung auf die Käufer weiterzugeben, wenig Erfolg, da wahrscheinlich kein Käufer in einer normalen Situation gewillt wäre, Marktgold zum Beispiel um 50 Dollar je Unze zu erwerben, wenn er beim USA-Schatzamt für entmarktetes Gold um 15 Dollar weniger zahlen müßte.

Neben dem Goldpreis spielt noch die Goldideologie eine Rolle. Im Gold sieht man nicht nur das Symbol von Wertbeständigkeit, sondern auch ein Instrument der großen Politik, wie etwa Präsident de Gaulle, der seine Abneigung gegen die USA durch Umtausch von Dollars in Gold auszudrücken suchte. Amerikanische Bankexperten, aber auch der aus Österreich stammende US-Professor Hoberler fragen sich dagegen, wie es wäre, wenn die USA die Bindung ihrer Währung an das Gold aufgeben und die Zentralnotenbank der USA einfach ihr gesamtes Gold zum Kauf anbieten würde.

Hortung und Hoffnung

Auch im Publikum, das Gold erwirbt und hortet, wird das Gold nicht allein wegen seines stabilen Wertes gekauft, sondern in erster Linie wegen seines Wertes ab jenem Tag, ab dem die Kaufkraft des Papiergeldes erheblich zu sinken beginnt. Diese Hoffnung bewegt viele Menschen, ihre Barmittel der fruchtbringenden Teilnahme am Wirtschaftsverkehr zu entziehen und sie ertraglos zu speichern. Im Jahre 1966 wurden (soweit ermittelbar) 41,700.000 Unzen Feingold außerhalb der kommunistisch geführten Staaten (zu 75 Prozent in Südafrika) mit einem (amtlichen) Gesamtpreis von zirka 1,5 Milliarden Dollar gewonnen. Das Gewerbe und jene Kreise, die man „Private“ nennt, nahmen jedoch die ganze Produktion auf. An einem einzigen Tag wurden in Paris fast 50.000 Napoleons (Goldmünzen) umgesetzt. Insgesamt sind in den letzten zwei Jahren für ungefähr 2 Milliarden Dollar Gold in private Hände übergegangen. (Seit dem Ende des Weltkrieges waren es zirka 15 Milliarden Dollar!)

Erhöhung des Goldpreises?

Die gegenwärtige Diskussion um das monetär relevante Gold ist auf mehrere Fragen konzentriert:

1. Hinsichtlich des Goldpreises sind manche Experten aus dem Bereich der Zentralnotenbanken (Rueff) für eine Anhebung (bis 70 Dollar), aber nicht wegen der Rücksichtnahme auf die Marktrelation oder auf die gestiegenen Gewinnungskosten, sondern im Interesse einer Steigerung der internationalen Liquidität; diese wird derzeit als unzureichend angesehen, um den wachsenden Geldbedarf zu decken Da nun die ausgegebene Menge des substanzlosen Geldes nicht in einem Verhältnis zur Menge der Golddeckung, sondern zu deren nominellem Wert steht, würde eine Werterhöhung der Golddeckung die Chance bieten, mehr substanzloses Geld zu emittieren.

Käme es tatsächlich zu einer Erhöhung des Goldpreises, würde eine Notenbank, die zum Beispiel für eine Milliarde Dollar Deckungsgold in ihren Beständen hat, bei einer Verdoppelung des Goldpreises nominell eine weitere Milliarde (als Auf-wertungsertrag) dazugewinnen. Dadurch bestünde die Möglichkeit — bei Bindung des Papiergeldes an den Wert des Deckungsgoldes — in einem großen Umfang Banknoten zusätzlich und ohne Bedachtnahme auf die Größe des Anbotes an Waren auszugeben. Durch die Schaffung von Währungsreserven „ex nihilo“ (O. Emminger) entstünde unvermeidbar eine Änderung sowohl der Kaufkraft des Geldes als auch der Reservewährungen.

Dazu käme noch, daß jene Länder, die — wie auch Österreich — je Kopf der Bevölkerung viel Gold haben, gegenüber den goldarmen Ländern erheblich mehr Deckungssubstanz besäßen als vor der Erhöhung des Goldpreises. Dies würde zu neuen Proportionen in der Weltwirtschaft führen.

Eine Änderung -des Goldpreises wäre überdies geeignet, jene Vorstellung vom Gold, die auch noch heute seine wesentliche Bedeutung bestimmt, nämlich die langfristige Preisstabilität, zu erschüttern.

Angesichts der knappen disponiblen Goldmenge ist jedenfalls das Goldwertproblem kein Problem der Goldmenpe, sondern des Goldpreises geworden, der unter anderem geeignet erscheint, durch Anhebung die Geldlücken zu schließen.

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