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Mythos Gold

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Wieder einmal blickt die westliche Welt gebannt auf Südafrika. Dieses Mal mit etwas mehr Beunruhigung als sonst, denn eine Eskalation der Streiks in Goldgruben am Kap würde zumindest die Besitzer von Goldminenaktien des Burenstaates ins Schwitzen bringen.

Auf den internationalen Börsen hat allein schon die Ankündigung von möglichen Arbeitskämpfen zu einem Nachgeben der Kurse südafrikanischer Goldminenaktien geführt. Der Goldpreis hat hingegen nicht außergewöhnlich angezogen, was eigentlich die zweite logische Konsequenz der Ereignisse am Kap gewesen wäre. Profitieren von einer stockenden Goldproduktion und damit einem Ansteigen der Preise würden jedenfalls die anderen großen Goldproduzenten neben Südafrika, nämlich die USA, Kanada und Australien.

Diese Entwicklung des Goldpreises signalisiert, daß man die Auseinandersetzungen in Südafrika eher gelassen betrachtet. Grund für diese Gelassenheit gibt es zweifellos:

• Es herrscht prinzipielle Gesprächsbereitschaft zwischen den Gewerkschaften und der Bergwerkskammer.

• Mit leeren Gewerkschaftskassen lassen sich Streiks gewiß nicht lange durchhalten.

• Andererseits liegen auch keine Abgründe zwischen den geforderten 30 Prozent der Gewerkschaft und den gebotenen 23,4 Prozent Lohnerhöhung der Minenbesitzer.

Das Interesse der Österreicher an Gold beziehungsweise goldähnlichen Werten — auch aus Südafrika — ist abseits dieses tagespolitischen Geschehens nach wie vor groß. „Gold trägt zwar keine Zinsen, ist aber ein hervorragender Krisen- und Inflationsschutz”, lautete eine Binsenweisheit älterer Generationen. Sie treibt auch heute noch Anleger dazu, ihr Geld in Gold zu investieren.

Diese Einstellung hat natürlich ihre Berechtigung, denn mancher Golddukatenbesitzer hat damit wirklich Krisen- und Kriegszeiten überstanden und ein gewisses Vermögen gerettet, während jemand mit Wertpapieren oder seinem Sparstrumpf „durch die Finger geschaut” hat.

In einem gut gemanagten Portefeuille, so sagen auch heute Anlageberater, sollte daher neben Anleihen oder Sparbüchern auch eine Anlage in Richtung Edelmetall wie Gold nicht fehlen.

Die Möglichkeiten, die man da als Österreicher hat, sind begrenzt, verglichen mit denen etwa der Schweizer oder Amerikaner. Österreicher dürfen weder Barrengold noch Münzen, die als Zahlungsmittel verwendet werden (zum Beispiel den südafrikanischen Krüger-Rand) kaufen. Der Erwerb von Golddukaten ist dagegen möglich, wenn auch teuer, denn die 20 Prozent Mehrwertsteuer, die man beim Kauf zu zahlen hat, „verliert” man auf jeden Fall bei einer solchen Investition.

Woran aber Österreicher aufgrund der Devisenbestimmungen teilhaben dürfen, ist die Entwicklung des Goldpreises in Form von — zum Beispiel südafrikanischen — Goldminenaktien. Da ist die Angebotspalette groß, das Interesse der Österreicher ebenfalls, wenn auch der Mythos Gold als absolut sicherer Anlagewert etwas im Verblassen ist.

Was in einer Zeit steigender Zinsen und somit steigender Inflation einen Sachwert repräsentiert, wie zum Beispiel eben Gold, ist auf jeden Fall ein Anti-Inflationsmittel. Umgekehrt ist in einer Phase rückläufiger Zinsentwicklung eine Veranlagung in Edelmetallen nicht so ideal, sieht man von wirklich langfristigen Anlagevorhaben ab, wo Zinszyklen keine Rolle spielen. Denn dann bedeutet Gold tatsächlich nur Depotkosten, einen Wertverlust und „bringt nicht einmal Zinsen”.

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