6765549-1968_33_03.jpg
Digital In Arbeit

Aufbrach zur „einen Weit“

19451960198020002020

Angesichts der lebhaften Diskussion Ist es nicht leicht,, sich ein Bild über die gegenwärtige internationale Währungslage zu machen. Jedes Argument jedes Diskussionspartners entbehrt — für sich allein genommen — nicht einer gewissen überzeugenden Logik. Die einen treten für die Schaffung von mehr Liquidität ein, den anderen ist schon die gegenwärtige Liquidifätsversorgung zuviel; die einen wollen das Währungssystem nur auf Gold aufbauen, die anderen treten für eine völlige Demonetisierung des Goldes ein. Es gibt Verfechter der fixen Wechselkurse und solche, die glauben, mit flexiblen Kursen die Probleme besser lösen zu können. Mit einleuchtenden Argumenten wird von der einen Seife die Meinung vertreten, es sei nur für kurze Zeit möglich, für ein und dieselbe Ware gleichzeitig einen offiziellen fixen und einen jeweils frei gebildeten variablen Kurs aufrechtzuerhalten. Aber auch jene anderen, die meinen, die gegenwärtige Spaltung des Goldmarktes könne durchaus für eine längere Zeitperiode funktionsfähig bleiben, wissen dafür gute Gründe ins Treffen zu führen.

19451960198020002020

Angesichts der lebhaften Diskussion Ist es nicht leicht,, sich ein Bild über die gegenwärtige internationale Währungslage zu machen. Jedes Argument jedes Diskussionspartners entbehrt — für sich allein genommen — nicht einer gewissen überzeugenden Logik. Die einen treten für die Schaffung von mehr Liquidität ein, den anderen ist schon die gegenwärtige Liquidifätsversorgung zuviel; die einen wollen das Währungssystem nur auf Gold aufbauen, die anderen treten für eine völlige Demonetisierung des Goldes ein. Es gibt Verfechter der fixen Wechselkurse und solche, die glauben, mit flexiblen Kursen die Probleme besser lösen zu können. Mit einleuchtenden Argumenten wird von der einen Seife die Meinung vertreten, es sei nur für kurze Zeit möglich, für ein und dieselbe Ware gleichzeitig einen offiziellen fixen und einen jeweils frei gebildeten variablen Kurs aufrechtzuerhalten. Aber auch jene anderen, die meinen, die gegenwärtige Spaltung des Goldmarktes könne durchaus für eine längere Zeitperiode funktionsfähig bleiben, wissen dafür gute Gründe ins Treffen zu führen.

Werbung
Werbung
Werbung

In den letzten Monaten sind vier grundlegende Entscheidungen über das internationale Währungssystem gefallen:

1. die Spaltung des Goldpreises,

2. Sanierungsmaßnahmen für die amerikanische Zahlungsbilanz,

3. die Abwertung des Pfundes und damit zusammenhängende neue Maßnahmen zur Sanierung der britischen Zahlungsbilanz und schließlich

4. die Ausarbeitung eines Systems voh Sonderziehungsrechten.

Alle vier Maßnahmen hängen eng zusammen: die Spaltung des Goldpreises soll einen weiteren Abfluß von Gold aus dem internationalen Währungssystem verhindern, die Sanierungsmaßnahmen für die amerikanische und die britische Zahlungsbilanz sollen das Vertrauen in die Leitwährung wiederherstellen und die Schaffung von Sonderzie- hungsrechten soll ein neues Mittel zur Versorgung, mit Währungsreserven ergeben, wenn weder durch Goldankäufe der Notenbanken noch durch Zahlungsbilanzdefizite der Leitwährungen neue Reserven geschaffen werden.

Welche Aussichten bestehen nun, daß dieses Konzept Erfolg hat? Meiner Ansicht nach kann die Spaltung des Goldmarktes über eine längere Zeit hinaus halten und muß keine kurzfristige Übergangsmaßnahme sein. Das läßt sich schon daraus schließen, daß eine solche Spaltung des Geldmarktes in der Nachkriegszeit bis zum Jahre 1960 bereits bestand.

Erst 1961 wurde der Goldpool zur Stabilisierung des Londoner Goldmarktes geschaffen. Eine Globalrechnung zeigt, daß die Nachfrage am privaten Goldmarkt hinter dem Angebot Zurückbleiben könnte. Der Bedarf an Gold für industrielle und gewerbliche Zwecke kann mit etwa 700 Millionen Dollar jährlich geschätzt werden, dem ein jährliches Angebot an Gold durch die Neuproduktion (ohne Ostblock) von fast dem Doppelten gegenübersteht. Voraussetzung für diese Schätzung ist, daß weder die südafrikanische Golderzeugung dem privaten Markt fernbleibt noch die dauerhaft private Hortungsnachfrage aus Asien über einige hundert Millionen Dollar jährlich hinausgeht.

Es bestünde also durchaus die Möglichkeit, daß der freie Goldpreis — zumindest vorübergehend — unter den offiziellen Goldpreis sinken könnte. Aber selbst wenn er weiterhin über dem offiziellen Goldpreis bliebe, so muß das nicht die Spaltung der Märkte gefährden. Bisher haben über 70 Notenbanken der 107 Mitgliedsländer des Internationalen Währungsfonds ihre Bereitschaft zum Ausdruck gebracht, weder Gold an den privaten Markt abzugeben noch ihre Goldbestände durch Käufe auf dem privaten Markt zu stärken. Das Abkommen über den Internationalen Währungsfonds verpflichtet sie lediglich, zu keinem höheren als dem offiziellen Preis zu kaufen und zu keinem niedrigeren Preis zu verkaufen.

Die Spaltung des Goldpreises wird ln ihrer Bedeutung für das internationale Währungssystem häufig überschätzt. Viel wichtiger für die Aufrechterhaltung des Systems ist der Erfolg der USA bei den Bestrebungen zur Beseitigung ihres Zahlungsbilanzdefizits.

Die Regierung der USA leitete erstmals im Jahre 1963 ein umfassendes Programm zur Beseitigung des Zahlungsbilanzdefizits ein. Der vom damaligen Präsident Kennedy vorgelegte Entwurf enthielt im wesentlichen: Einführung der Zinsausgleichsteuer, Einsparungen der Militärausgaben im Ausland, Vergrößerungen des Anteils der „gebundenen Kredite“ im Rahmen der Wirschaftshilfe.

Seit 1962 unterhält das Federal Reserve System mit einer Reihe ausländischer Notenbanken und der BIZ ein Netz bilateraler Devisenkreditvereinbarungen, dessen Gesamtrahmenbetrag seither laufend auf- gestockt wurde und sich per Mitte März 1968 auf 9,4 Milliarden Dollar belief. In der gleichen Zeit haben die amerikanischen Währungsbehörden ausländischen Notenbanken regelmäßig Regierungspapiere (Roosa- Bonds) verkauft, um auf diese Weise Teile der im Ausland befindlichen Dollar-Guthaben vom Umtausch in Gold auszuschließen. Ende Februar 1968 befanden sich derartige Papiere im Wert von 1,5 Milliarden Dollar im Besitz ausländischer Notenbanken.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung