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DER DUMME SCHNEE

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Der Montag, der 22. Februar, war ein schwarzer Tag des österreichischen Skisports: unsere besten Läufer — Karli Schranz, Egon Zimmermann, Anderl Molterer und Pepi Stiegler — wurden im Abfahrtslauf in Squaw Valley vom französischen und deutschen Olympiateam entschieden distanziert; man sprach allgemein von einer Niederlage der „Ski-Großmacht“ Österreich.

Verständlich, daß über diese Nachricht niemand erbaut war, ja daß eine Art „nationaler Trauer“ um sich griff, war doch Österreichs Team just im Herrenabfahrtslauf stets führend, ist doch Österreichs unbestrittene Kondition im internationalen Skisport so etwas wie ein Ersatz für so manche anderen Disziplinen der verlorengegangenen Weltgeltung, auf die wir Österreicher so rege Anspruch erheben. — Verständlich also die Enttäuschung, die ungeachtet des Um-standes, daß in Squaw Valley noch nicht aller Tage Abend ist, aus allen Schlagzeilen prangte, nur zu verständlich (und nützlich), daß man die Ursachen dieses Debakels untersucht.

Und doch entbehren die Kommentare einer gewissen, in Österreichs offiziellem Leben wohlbekannten Großmannssucht nicht. Man kaan und will es ganz einfach nicht glauben, daß es mit rechten Dingen zugegangen ist, man kann und will ganz einfach nicht zur Kenntnis nehmen, daß unsere Nationalhelden von der Skipiste der internationalen Konkurrenz diesmal unterlegen gewesen sein könnten.

So heißt es denn: der Schnee war schuld (denn dieser war, wie man hört, für „wirklich gute Fahrer“ viel zu stumpf), das Wachs trug schuld (das viel zu langsame „Steig-Wachs“ nämlich, welches unsere Mannschaft korporativ verwendete), vor allem aber war die Strecke schuld (denn diese erwies sich plötzlich für die einzigartigen Techniker unseres Skisports als viel zu flach) — und nicht zuletzt, so hört man, war der „Nervenkrieg“ schuld (der Umstand, daß die Aufstellungen erst in letzter Minute erfolgten, und so fort)...

Nun ja also: der dumme Schnee, das böse Wachs, die schlechte Piste, das ekelhafte Wetter — alles wird sorgsam untersucht, nw die Erwägung, <feß es auf-der Welt auch nocteandere Läufer von Format geben könnte, fällt in Österreich nicht eben leicht...

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