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Normalisierung in schwieriger Zeit

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„Mit Sicherheit" - so erfuhr die FURCHE aus der Botschaft des Staates Israel - wird der Ausländerhaß in Deutschland und seine schrecklichen Folgen, desgleichen Grabschändungen auf jüdischen Friedhöfen in Österreich Gesprächsthema beim Besuch des israelischen Außenministers Shimon Peres in Wien am Mittwoch und Donnerstag dieser Woche sein. Welche Rolle Österreich - das in der Einschätzung Israels, was Behandlung der Ausländer und Antisemitismus betrifft, relativ positiv wegkommt - im Zusammenhang mit den Ereignissen in Deutschland spielen soll, ist offen.

Shimon Peres gilt als Politiker des Dialogs, als Demokrat, der Radikallösungen und isolationistische Maßnahmen für ungeeignet hält, um damit einem Staat, in dem Rassismus nicht nur aufflackert, sondern bereits zu brennen beginnt, zu begegnen. Diesbezüglich sollte Österreich zurückhaltende Partnerschaft und Vermittlungsbereitschaft signalisieren; in erster Linie aber deutlich zu erkennen geben, daß es selber bereit ist, mit allen gesetzlich legitimierten Mitteln Haß und Unmenschlichkeit im Keim zu ersticken, „der Schlange den Kopf abschlagen, solange sie noch klein ist", wie Israels Regierungschef Jizchak Rabin am Sonntag forderte.

Die Normalisierung des Verhältnisses zwischen Israel und Österreich - Peres' Besuch ist ein ganz klares Signal dafür - kommt in einer für Mitteleuropa schwierigen Zeit, ist aber ein gewaltige Chance zu zeigen, daß Österreich anders sein will, aus der Geschichte gelernt hat. Unsere jüdischen Mitbürger sollten gerade jetzt verstärkt in der Öffentlichkeit erzieherisch wirken und vor Augen führen, welche Folgen dumpfer Haß gegenüber „anderen" gehabt hat und immer noch haben kann.

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