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Pilgerhaus in Jerusalem

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Ein Schlußpunkt wird hinter die leidvolle Geschichte des österreichischen Hospizes in Jerusalem gesetzt, wenn das Haus in der Via Dolorosa im Spätherbst dieses Jahres wieder seiner ursprünglichen Bestimmung — als biblisches Bildungshaus - zugeführt wird. Derzeit sind noch die Renovierungsarbeiten unter der Leitung des Wiener Dombaumeisters Kurt A. Stögerer im Gange.

Die Kosten der Restaurierung des Hospizes, in dem sich zeitweilig ein arabisches Spital befand, werden sich auf rund 45 Millionen Schilling belaufen. Die Hälfte davon übernimmt die österreichische Bischofskonferenz (das Hospiz wurde 1985 wieder dem ursprünglichen Besitzer, der Kirche in Österreich, übergeben). Die andere Hälfte möchte die von Altbundespräsident Rudolf Kirchschläger geleitete „österreichische Gesellschaft vom Heiligen Land“ durch freiwillige Spenden aufbringen.

Trotz massiver Auseinandersetzungen und heftiger Diskussionen um die Erhaltung des österreichischen Hospizes in Jerusalem als Spital für die arabische Bevölkerung hat sich der österreichische Besitzer doch entschlossen, das dreigeschossige Gebäude wieder als Haus der Begegnung zu führen. Die „Gesellschaft vom Heiligen Land“ - erklärte vor kurzem Altbundespräsident Kirchschläger bei einer Pressekonferenz in Wien - glaubt, daß es gerade heute notwendig sei, „Besinnungspunkte auf geistige Werte aufleben zu lassen“.

Das österreichische Hospiz wird daher künftig — wie vom Gründer, dem Wiener Kardinal Josef O. Rauscher, 1857 geplant - als Pilgerhospiz fungieren. „Wenn sich heute andere Religionen wieder auf ihre Wurzeln besinnen, brauchen wir Katholiken uns nicht zu schämen, eine solche Rückbesinnung auch in Anspruch zu nehmen“, meinte der Altbun despräsident.

Das österreichische Hospiz mit einer Kapazität von 80 Betten (mit Erweiterungsmöglichkeiten) - soll nicht nur Hotelbetrieb sein. Entscheidend ist eine „Vermittlung der Geheimnisse Jerusalems“ (Kirchschläger).

Mit dieser Stätte der Begegnung zwischen den drei monotheistischen Religionen — Judentum, Christentum und Islam — möchte Österreich versuchen, „in diesem schwergeprüften Teil des Nahen Ostens das gegenseitige Verständnis zu fördern“. Damit soll nicht nur von politischer, sondern von geistig-religiöser Seite her ein Weg des miteinander Redens eingeschlagen werden.

Mit der Revitalisierung des Gebäudes möchte man auch humanitäre Anliegen vor allem für die ärmste Bevölkerung dieses Stadtteils Jerusalems verbinden.

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