Da geht noch was

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Brigitte Quint über einen unbeschwerten Sommer 2024 und die Frage, wer Kickl wirklich verhindern kann.

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Brigitte Quint über einen unbeschwerten Sommer 2024 und die Frage, wer Kickl wirklich verhindern kann.

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Kollege Oliver Pink von der Presse hat jüngst orakelt, wann heuer die Nationalratswahl stattfinden könnte. Längst werde gemunkelt, so Pink, dass die ÖVP den Mai präferiere. Für den Herbst spreche aus ÖVP-Sicht nur der Zeitgewinn. Der Sommer könne dafür genutzt werden, ein Rezept gegen Kickl zu finden.
In meinem Kopf läuft ein Déjà-vu ab. Während der Corona-Pandemie palaverten vor den Ferien Hinz und Kunz über Schutzpakete und Maßnahmenpläne, die rechtzeitig zum Herbst „finalisiert“ werden würden. Alle Jahre wieder wurden alle Beteiligten von der neuesten Virusvariante kalt erwischt. Ähnlich lief es bei der Teuerung. Dass die Preissteigerungen auch und gerade in der Heizsaison einen Teil der Bevölkerung an seine finanziellen Grenzen bringen, schien die Regierenden zu überraschen.


Ich bezweifle also, dass irgendein österreichischer Politiker den Sommer als Puffer zu nutzen wüsste. Bis auf Herbert Kickl vielleicht. Der würde bei seinen Bergtouren noch mehr Kraft für seine hetzerischen Reden tanken. Vielleicht fallen ihm sogar ein paar Feindbilder mehr ein. Ich finde ja, er lästert viel zu wenig über die Deutschen im Land. Schon klar, das widerspräche der Affinität zum Deutschtum im FPÖ-Programm. Aber da fände sich schon ein Weg. Kickl würde offene Türen einrennen. Die Studenten, die der heimischen Jugend die Studienplätze wegnehmen. Die Touristen, die einem echten Wiener einen Aufenthalt im Café Central verunmöglichen. Oder die deutschen Kinderbuchverleger, die ignorieren, dass das Wort „lecker“ einem Hochverrat am Österreichischen gleichkommt.

Ich darf das schreiben, ich bin Deutsche und höre diese Aussagen ständig. Und weil meine Landsleute ebenso wenig wählen dürfen wie ich, wäre ein verstärktes Piefke-Bashing wahltaktisch nur konsequent. Auch ich präferiere den Mai als Wahltermin. Ich habe schließlich beruflich damit zu tun. Und ich wünsche mir sowie den heimischen Politikern einen unbeschwerten Sommer.

Die ÖVP kann Kickl sowieso nicht verhindern. SPÖ, Grüne und Neos ebenso wenig. Sie hatten Jahre Zeit dafür. Sieben von zehn Österreichern werden das an der Wahlurne selbst erledigen. Je früher, desto besser.

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