6923550-1982_02_10.jpg
Digital In Arbeit

Rilke, wie er war

Werbung
Werbung
Werbung

,Rilke/Sein Leben, seine Welt, sein Werk" von Wolfgang Lepp-mann interpretiert das Phänomen Rainer Maria Rilke (laut Taufschein: Rene Karl Wilhelm Johann Josef Maria): in aller Breite, beiweitem nicht vollständig.

Der Verfasser zeichnet ein gutes Bild, das dem Dichter tatsächlich ähnlich sieht und den meisten Liebhabern seiner Dichtung gefallen wird. Die Tiefendimen-sion dieses sonderbaren Charakters bleibt unberührt, läßt sich jedoch aus einfühlsamen Andeutungen ahnen. Die Biographie erweist sich somit, was heutzutage nicht Mode ist, als: diskret.

Es wird viel zitiert, und der literaturkritische Kommentar gelingt meistens überzeugend, stellenweise ist er großartig. Manches ist glattweg ausgespart, zumal wenn es in der Nachrede dazu geführt hat, heikle Fragen aufzuwerfen. Die berüchtigte Stelle aus dem (mehrfach herangezogenen) Briefwechsel mit der Baronin Nädherny, mit der unklar formulierten Warnung des Dichters vor einer Ehe mit Karl Kraus, was Rilke ziemlich allgemein (mit dennoch zweifelhaftem Recht) als verklausuliert antisemitisch ausgelegt wurde, bleibt unerörtert: Sie kommt einfach nicht zur Sprache.

Im ganzen immerhin: ein materialreiches Werk, das den Rilke-Leser mit Maßen zu einem Rilke-Kenner machen kann., für einen Rilke-Kenner ergibt es eine brauchbare Rekapitulation.

RILKE/LEBEN & WERK. Von Wolfgang Leppmann. Scherz-Verlag, Bern und München 1981. 483 Seiten, Ln., öS 273.60.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung