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Rotkäppchen geht um

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Schon seit einigen Jahren /allen die Sozialisten durch gezielte Personalpolitik gerade in jenen Ressorts auf, die in der Koalitionszeit traditionell zum „Besitzstand“ der Volkspartei gehörten. Neben Ressorts wie Unterricht, Handel oder Verteidigung ist die politische Einfär-bung auch im Außenministerium recht augenfällig.

Eine weitere Runde in der sozialistischen Aufforstung des Außenamtes wurde durch das Ausscheiden des bisherigen Leiters der politischen Sektion, Botschafter Ludwig Steiner, eröffnet. Steiner, der als außenpolitischer Sprecher der Volkspartei ins Parlament übersiedelt ist, wurde bereits durch Friedrich Bauer ersetzt, der Österreichs erster Botschafter in. der DDR und zuletzt Leiter der Ostabteilung war. Bauer wird der SPÖ zugerechnet.

Damit aber nicht genug: Da Steiner auch stellvertretender Generalsekretär des Außenamtes war, muß auch diese nicht unbedeutende Funktion neu vergeben werden. Neuerdings heißt es, daß diese Funktion nicht wie bisher dem Leiter der politischen Sektion zufallen soll, sondern dem früheren Botschafter Österreichs in Schweden, Karl Fischer, der noch zu Grubers Zeiten die Punze ÖVP trug, nun aber von Ressortchef Willibald Pahr als Kabinettschef (und damit politischer Beamter) ins Vorzimmer geholt wird.

Weitere Gewichte werden im Außenministerium also zu Lasten der nach wie vor stark ÖVP-nahen Beamtenschaft verschoben. Rotkäppchen ~geht um. Freilich muß man hinzufügen, daß es sich dabei nur um mehr oder minder üble Praktiken handelt, die im politischen Bereich - bei allen Parteien -ziemlich üblich sind.

Während der Minister, der auf Grund zahlreicher Verpflichtungen (in Europa, Süd-und Nordamerika) auch im Herbst nicht aus dem Kofferpacken herauskommen dürfte, mit der Personalvertretung weiterhin in Fehde liegt, gibt die schwarze Beamtenschaft neue Lebenszeichen von sich: Bei den Personalvertretungswahlen im November kandidiert erstmals die ÖVP anstelle des ÖAAB, womit die neutrale Liste „Ballhausplatz“ (sogenannte Blutgruppe 0) Stimmen verlieren und die Erneuerungsdiskussion in der ÖVP an Glaubwürdigkeit gewinnen könnte.

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