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„Saures Wasser

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Die als Lebensmittel geltenden österreichischen Tafelwässer werden nach ihrem Gehalt an gelösten festen Stoffen laut österreichischem Lebensmittelbuch in zwei Kategorien eingeteilt: in „Tafelmineralwässer“ mit mindestens 1000 Milligramm (mg), aber weniger als 6,5 Gramm (g) an gelösten festen Stoffen pro Liter und in „Tafelquellwässer“, die weniger als 1,0 g gelöste feste Stoffe im Liter enthalten.

In den Ländern der Europäischen Gemeinschaft (EG) würden diese beiden Versandwasserarten zu den „natürlichen Mineralwässern“ gehören, weil man dort den Standpunkt vertritt, daß auch ein Wasser mit einem Gesamtsalzgehalt von weniger als 1000 mg/Liter ..mineralisiert“ ist.

Mineralwasser mit über 6,5 g an gelösten festen Stoffen pro Kilogramm beziehungsweise Liter darf man nur als Heilwasser deklarieren. Die meisten der Tafelmineralwässer sind gleichzeitig auch als Heilmineralwässer für Trinkkuren geeignet.

Die Heilanzeigen betreffen, abhängig von der chemischen Zusammensetzung des Mineralwassers, in erster Linie chronische Erkrankungen des Verdauungstraktes, bestimmte Stoffwechselerkrankungen und Harnsteinleiden. Werden Mineralwässer für Trinkkurzwecke eingesetzt, so solltedies unbedingt unter ärztlicher Aufsicht geschehen, da die Trinkkur eine gezielte Zusatzmaßnahme im Rahmen der komplexen Behandlung chronischer Krankheiten ist und auch Gegenanzeigen beachtet werden müssen!

Die Tatsache, daß Tafelwässer als Lebensmittel gelten, deutet auch auf die Versorgungsfunktion der Mineral- und Tafelwässer hin. Aus vielen Untersuchungen geht nämlich hervor, daß durch die modernen Ernährungsgewohnheiten die optimale Versorgung mit allen Mineralstoffen und Spurenelementen nicht immer gewährleistet ist. Dieses Defizit kann durch Mineralwässer gedeckt werden.

Auf den Etiketten der Versand-flaschen solcher als „Heil- und Tafelmineralwasser“ deklarierter Wässer sind auch Indikationen angegeben. Dem österreichischen Geschmackswunsch nachkommend, darf dem Versandwasser künstlich Kohlendioxid (COO zugesetzt werden, wobei die Konzentration von 6,5 g COs/Liter als Höchstwert gilt. So kommt es, daß es kein einziges österreichisches Versandtafelwasser gibt, dessen COs-Gehalt weniger als zwei Gramm pro Liter beträgt.

Weil der menschliche Körper zwischen natürlichem und künstlichem Kohlendioxid nicht unterscheiden kann, entsprechen somit alle österreichischen Versandtafelwässer in ihrer physiologischen Wirkung gleichzeitig auch einem „Säuerling“.

Auf den Produktionsumfang bezogen gibt es zur Zeit in Österreich 30 namhafte Versandtafelwässer sowie 22 Tafelmineräl-wässer und acht Tafelquellwässer. Regelmäßige chemische und bakteriologische Kontrollen helfen, die Anforderungen des Gesetzes zu erfüllen.

Hinsichtlich der konzentra-tionslimitierten Wasserinhaltsstoffe, vor allem der Schadstoffe in den abgefüllten Tafelwässern, sind in den letzten Jahren umfangreiche Untersuchungen, vor allem von Arwed Stehlik, Herbert Woidich, Harry Friedmann, Gerald Kainz, Johann Korkisch, Robert Mecl, Franz Österreicher und deren Mitarbeitern, durchgeführt und veröffentlicht worden, die im großen und ganzen die einwandfreie Qualität der österreichischen Versandwässer bestätigen konnten.

Die Abwesenheit von chemischen Verschmutzungsfaktoren ist hydrogeologisch bedingt, denn Wässer, die wie im Falle der meisten Versandwasserquellen aus größerer Tiefe stammen, können von der Bodenoberfläche her entweder gar nicht oder erst nach relativ sehr langer Zeit in ihrer Beschaffenheit durch Schadstoffe beeinträchtigt werden.

Der Autor ist Dozent am Physiologischen Institut der Universität Wien.

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