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HEILENDES WASSER

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Wir trinken, wenn wir Durst haben und haben Durst, wenn unser Körper Wasser benötigt. Allerdings trinken die einen gern „einen über den Durst“, die anderen viel zu wenig. In den Gläsern sieht man allerorts Säfte, Limonaden, Bier und Wein, was der Körper jedoch wirklich braucht, ist Wasser.

Wasser ist eines der Urelemente. Chemisch betrachtet, zählt es zwar nicht zu den Kiementen, sondern setzt sich aus Wasserstoff und Sauerstoff zusammen, aber es nimmt für jegliches Leben einen zentralen Stellenwert ein. Der Mensch selbst besteht zu zirka zwei Drittel aus Wasser. Dementsprechend elementar und lebensnotwendig ist das Bedürfnis, ausreichend mit Wasser versorgt zu sein.

Als Erwachsene brauchen wir täglich mindestens zwei bis drei Liter Flüssigkeit. Wasser ist das Transportmittel in den Blutgefäßen, regelt unsere Körpertemperatur – beispielsweise schwitzen wir, um dem Körper Kühlung zu verschaffen –, und es spielt eine wesentliche Rolle bei der Verdauung unserer Nahrung und der Entgiftung des Körpers.

Zirka die Hälfte des Wasserbedarfs nehmen wir aus den wasserreichen Nahrungsmitteln, insbesondere aus Obst und Gemüse, aber auch aus Suppen und Soßen auf Eineinhalb Liter – im Sommer bei großer Hitze bis zu drei Liter – sollten wir täglich trinken.

Dabei ist es wesentlich, was wir dem Körper als Durstlöscher anbieten. Limonaden, Fruchtnektare, Fruchtsaftgetränke und Obstsäfte liefern bedenklich viel Zucker. Sie löschen den Durst nicht nachhaltig, sondern machen erst recht durstig.

Besser ist es, Obstsäfte oder Gemüsesäfte mit Wasser oder Mineralwasser zu verdünnen, oder auf das Urelement Wasser zurückzugreifen. Leitungswasser, Mineralwasser, Tafelwasser oder Kräuter- und Früchtetees sind ideal, um dem Körper das zuzuführen, was er wirklich braucht. Sie können die Wasserverluste durch Schweiß, Atmung und die Ausscheidung über Niere und Darm effektiv ausgleichen.

Leitungswasser ist in Österreich bedenkenlos zu verwenden. Die qualitativen Maßstäbe für Leitungswasser sind sehr hoch. Seit 1993 wurde auch die Höchstgrenze für Nitrat um die Hälfte gesenkt. Eine weitere Senkung auf 30 Milligramm pro Liter wird angestrebt.

Besorgte Konsumenten können jedoch auch auf Tafelwasser zurückgreifen. Es enthält weniger als ein Gramm gelöster Substanzen und gelangt mit Kohlensäure versetzt in den Handel.

Entgegen mancher Irrlehren („Fit for Life“ et cetera) ist auch Mineralwasser als Durstlöscher bestens geeignet. Es liefert dem Körper neben dem lebenswichtigen Wasser verwertbare Mineralstoffe. Dabei ist die Zusammensetzung je nach Quelle unterschiedlich. Die gelösten Substanzen müssen mindestens ein Gramm je Liter betragen und sind auf dem Etikett einzeln angegeben.

IDEALER DURSTLÖSCHER

Üblicherweise enthalten Mineralwässer höhere Mengen an Kalzium, Magnesium und Natrium. Letzteres sollte bei salzarmer Diät gegen Bluthochdruck gemieden werden. Es empfiehlt sich in diesem Fall, das Etikett genauer zu lesen. Grundsätzlich empfiehlt es sich, die Mineralwassermarke ab und zu zu wechseln. Dadurch wird eine unterschiedliche Mineralstoffkombination erreicht.

Teilweise können Mineralwässer auch aus Heilquellen stammen. Diese tragen traditionellerweise den Titel „Mineral- und Heilwasser“, auch wenn damit nicht Behandlung oder Heilung menschlicher Krankheiten versprochen wird. Sie enthalten ebenso wie „Heilwässer“ speziell wirksame Mineralstoffe, zum Beispiel Eisen, Jod oder Schwefel in höheren Mengen und finden bei Trinkkuren Verwendung.

Quellen gelten

als Heilkräfte der Natur, die seit jeher für Kuren und Therapien eingesetzt werden.

Mineralwasser, Tafelwasser und Leitungswasser kann auch zum Mischen mit anderen Getränken verwendet werden. Ein „Spritzer“ löscht den Durst effizienter als ein „Vierterl“, und sogar der „Radler“ läßt sich mit Mineralwasser und Zitrone kalorien- und alkoholärmer gestalten. Auch „Härteres“ ist für den Körper durch Zugabe von Mineral, Soda oder Eis besser zu verkraften, denn das Zellgift Alkohol braucht im Körper Wasser, um entsorgt zu werden. Mißachtet man diese Tatsache, ist ein „Brand“ die baldige Folge. Milchmixgetränke mit Früchten oder Gewürzen (Vanille et cetera) lassen sich genauso aufspritzen wie Joghurt, Kefir, Butter- oder Sauermilch. In südlichen Ländern werden diese Getränke oft mit Salz, Pfeffer, Knoblauch oder mit Pfefferminze gewürzt als Erfrischungsgetränke angeboten.

Trinken Sie

manchmal guten Gewissens ein Glas Wasser über den Durst, das fördert Ihre Gesundheit.

Getränke, die Kohlensäure enthalten, werden allerdings von manchen Gesunden und von Magen-Darm-Kranken nicht gut vertragen. Die Ursachen für die Beschwerden im Bauchraum sind noch weitgehend unbekannt.

Treten Mißempfindungen im Bauchraum nach Genuß von kohlensäurereichen Getränken auf, so ist es besser, auf „stille Wässer“ oder Leitungswasser umzusteigen.

Auch Kaffee und schwarzer Tee – möglichst ohne Zucker – liefern einen Beitrag zur Flüssigkeitsversorgung. Allerdings enthalten sie auch Substanzen, die über die Niere ausgeschieden werden müssen.

Die Wiener Art, Kaffee mit einem Glas Wasser zu servieren, hat somit nicht nur Vorteile für die Geschmacksnerven, sondern unterstützt auch die Niere. Drei bis vier Tassen Kaffee sind jedoch ein Limit, das nicht täglich überschritten werden sollte.

Wesentlich ist es jedoch, insgesamt zirka zwei Liter Flüssigkeit zu trinken. Denn während wir auf Nahrung wochenlang verzichten können, ohne gravierenden Schaden zu erleiden, sind wenige Tage gänzlichen Wasserentzugs bereits lebensgefährdend. Ab einem Verlust von zwanzig Prozent Körperwasser ist der Mensch nicht mehr lebensfähig. Wird bis zu zehn Prozent Körperwasser verloren, so kommt es zu beschleunigter Herztätigkeit, Temperaturanstieg und Verwirrtheitszuständen.

Aber schon wenn unsere Körperwassermenge nur um drei Prozent zu niedrig ist, treten die ersten Symptome eines Wassermangels auf: Es wird weniger Speichel gebildet und die Niere spart Wasser ein. Dies ist zwar lebensnotwendig, aber für die Niere sehr belastend. Störungen der Nierenfunktion können daler vielfach auf „Trinkfaulheit“ zurückgeführt werden.

AUSREICHEND TRINKEN

Sinkt der „Wasserspiegel“ im Blut, so erhöht sich gleichzeitig die Konzentration der im Blut gelösten Salze. Dieses Signal, aber auch Signale aus Mund, Rachen und Magen lösen über das Regulationszentrum im Gehirn das Durstgefühl aus.

Leider ist dieses System nicht immer ausreichend tatkräftig. Im Alter bleibt das Durstgefühl häufig aus. Ja, es scheint auch in einem gewissen Maß aberziehbar zu sein. Daher ist es falsch, Kindern, die instinktiv nach Wasser verlangen, das Löschen des Durstes zu verwehren. Gerade sie sollten lernen, daß ausreichendes Trinken so wichtig ist. Wasser ist und bleibt der Quell unseres Lebens. Trinken Sie also guten Gewissens ein Glas Wasser über den Durst!

Die Autorin ist

freiberuflich tälige Ernährungswissenschafierin und Vizepräsidentin des Verbandes der Ernährungswissenschafter Österreichs.

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