
Bioplastik: Im Dschungel des Kunststoffs
Die Welt hat ein Plastikproblem. Bioplastik soll Umwelt und Ressourcen schonen. Doch auch die Ersatzprodukte haben Makel: was es braucht, um restlos „grün“ zu werden.
Die Welt hat ein Plastikproblem. Bioplastik soll Umwelt und Ressourcen schonen. Doch auch die Ersatzprodukte haben Makel: was es braucht, um restlos „grün“ zu werden.
Vielerorts lugen dieser Tage grün bedruckte Tragesackerl aus Biotonnen. Zu lesen ist der Schriftzug „biologisch abbaubar“, der wie ein Versprechen von Nachhaltigkeit klingt. Schließlich suggeriert er, dass die betreffenden Produkte problemlos im Biomüll verrotten. Seitens der Abfallwirtschaft stoßen die dünnwandigen Sackerl häufig auf wenig Gegenliebe. Ihr Zerfall dauert rund zwölf Wochen – jedoch in speziellen Industrieanlagen mit konstantem Klima und Temperaturen von mehr als 60 Grad Celsius. Diese Voraussetzungen seien kaum auf reale Bedingungen im heimischen Komposthaufen oder in der kommunalen Abfallwirtschaft übertragbar, monieren Umweltschutzorganisationen. Letztlich müssen biologisch abbaubare Verpackungen oft mühsam aus dem Biomüll entfernt werden.
Kartoffeln statt Erdöl
Dient Bioplastik also eher der Bilanz seiner Hersteller und dem Image seiner Vertreiber als der Umwelt? Die Antwort: Es ist alles sehr kompliziert. Denn der Begriff „Bio“ bezeichnet hier zwei gänzlich unterschiedliche Produktgruppen. Dahinter stecken einerseits biobasierte und andererseits biologisch abbaubare Produkte. Letztere umfassen wiederum eine breite Palette verschiedener Stoffe mit unterschiedlichen Zerfallszeiten. Die Rotte des Bioabfalls in Entsorgungsbetrieben dauert meist acht bis zehn Wochen. Mit diesem Tempo können derzeit gebräuchliche bioabbaubare Plastikalternativen noch nicht mithalten. Zwar gibt es Stoffe, die schneller auf natürlichem Weg zerfallen; für die industrielle Erzeugung sind sie allerdings zu kostenintensiv.
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