Altkleider - © Foto: iStock/vuk8691

Den Stoff verdauen

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Textilien aus Mischgewebe haben zwar gute Produkteigenschaften, machen aber Probleme beim Recycling. Heimische Universitäten und Betriebe haben nun eine Lösung entwickelt.

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Textilien aus Mischgewebe haben zwar gute Produkteigenschaften, machen aber Probleme beim Recycling. Heimische Universitäten und Betriebe haben nun eine Lösung entwickelt.

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Das prominenteste Kleidungsstück ist derzeit zweifellos die Maske. Große Modemarken, aber auch kleinere Unternehmen haben ihre Produktion umgestellt und reagieren auf die hohe weltweite Nachfrage nach Schutzmasken für den öffentlichen Raum. Das französische Unternehmen Lacoste etwa hat unlängst Fabriken wieder geöffnet, um wiederverwendbare Masken aus Stoffresten herzustellen. Doch nicht nur bei den Schutzmasken ist ein sparsamer Umgang gefragt.

In Österreich fallen pro Jahr rund 110.000 Tonnen Alttextilien an, in ganz Europa sind es etwa fünf Millionen Tonnen. Nur etwa 30 Prozent der Alttextilien werden getrennt gesammelt und wieder verwendet, der Großteil landet im Müll und wird deponiert oder verbrannt. Die Abfallvorschriften der EU verlangen, dass Alttextilien ab dem Jahr 2025 zur Gänze getrennt gesammelt werden müssen – so wie Papier, Glas, Metall und Kunststoff.

In Zeiten von „Fast Fashion“, also rasch wechselnden Kollektionen und Billig-Textilketten, wird immer mehr Kleidung gekauft, kurz getragen und wieder entsorgt. Zum Müllberg tragen aber auch Textilien aus dem Gewerbebereich bei, die stark strapaziert werden und deshalb nur eine kurze Lebensdauer haben. Leintücher für Hotels zum Beispiel müssen nach durchschnittlich hundert Wäschen entsorgt werden. Einerseits, weil die Gäste und das Personal oft nicht sehr sorgsam damit umgehen. Andererseits, weil Hotelwäsche gebleicht und gebügelt oder im Trockner „getumbled“ wird, um hygienisch rein zu sein und schön auszusehen. Das verkürzt die Lebensdauer. Wenn die Bettwäsche oder die Handtücher Löcher, Scheuerstellen oder Flecken haben, sind sie im Hotel nicht mehr einsetzbar und werden entsorgt. Im besten Fall werden daraus gewerbliche Putzlappen, Vliese für das Baugewerbe oder Dämmplatten hergestellt.

Recycling statt „Downgrading“

Dem gelernten Textiltechniker und studierten Chemiker Konrad Kopecky, Qualitätsmanager bei der Firma Salesianer Miettex, tut dieses „Downgrading“ weh. Das ist auch der Grund, warum sich die Firma an einem österreichischen Forschungsprojekt zum Textilrecycling beteiligt hat. Aus alten Hotel-Leintüchern wieder neue herzustellen, scheiterte bisher daran, dass es sich um ein Mischgewebe aus 50 Prozent Polyester und 50 Prozent Baumwolle handelt. Das macht die Tücher langlebiger, vereinfacht das Bügeln und wurde in Tests als angenehmer am Körper empfunden, erklärt Kopecky. Mischgewebe müssten allerdings in ihre Bestandteile zerlegt werden können, möchte man daraus wieder Ausgangsmaterial für hochwertige Textilien machen.

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