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EINE DURCHSICHTIGE SACHE

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Glas - ganz selbstverständlich nehmen wir heute die Existenz dieses Materials. Wir trinken aus Gläsern, wir betrachten uns in Glas,- wir kochen sogar in Glas. In fast allen Bereichen des täglichen Lebens stoßen wir auf Glas.

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Glas - ganz selbstverständlich nehmen wir heute die Existenz dieses Materials. Wir trinken aus Gläsern, wir betrachten uns in Glas,- wir kochen sogar in Glas. In fast allen Bereichen des täglichen Lebens stoßen wir auf Glas.

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Schon die Ägypter-nach neueren Feststellungen auch die Bewohner Mesopotamiens - konnten schon drei- bis viertausend Jahre vor Christi Geburt Glas herstellen. Nach neuesten Forschungen erfanden die Syrer kurz vor Christi Geburt die Glasmacherpfeife. Erst durch diese Erfindung war es möglich, Hohlglasbehälter und Trinkgefäße anzufertigen.

Die ältesten Glashütten im nördlichen Raum Europas wurden von den Römern bei Trier und Köln gegründet, waren aber nicht von Bestand. Erst etwa tausend Jah re später entstanden in den Wäldern Böhmens und Bayerns die ersten Hütten, deren Aufstieg so richtig im 16. Jahrhundert begann.

Die Schmelztemperatur des Glases beträgt an den heutigen Hochleistungswannen etwa 1500 Grad Celsius. Erhitzte Gläser erweichen jedoch schon bei zirka 600 Grad. Glas läßt sich in verschiedenen Farben tönen. Zum Beispiel erhält man durch geringe Zusätze von Eisenoxyd- und Chromverbindungen eine dunkel- bis hellgrüne Farbe. Braune Färbung kann man durch Beigabe von Braunstein und Eisenverbindungen erzielen. Soll das Glas farblos, also sogenanntes Weißglas, werden, bedarf es eines Entfärbungsmittels, sonst behält es einen leicht grünen Stich.

Größte Verwendung findet der Werkstoff Glas als Verpackungsmaterial, und zwar in Gestalt von Flaschen und Weithälsgefäßen. Gerade hier sind in letzter Zeit die größten Fortschritte erzielt worden. Noch bis zum Ersten Weltkrieg wurden Flaschen vielfach mundgeblasen hergestellt, ein Verfahren, das man heute nur noch für Spezialgläser anwendet.

Etwa um die Jahrhundertwende wurden in den USA die ersten Flaschenglas-Vollautomaten hergestellt. Diese Maschinen saugten den erforderlichen Glasposten aus der Schmelzwanne an und formten dann in den einzelnen Arbeitsstufen die fertige Flasche. Solche Saugmaschinen sind auch heute zum Teil noch in Verwendung, werden aber immer mehr durch Feder- oder Speisermaschinen ersetzt. Dort fließt das Glas von dem Wannenschmelzofen in die Glasspeiserrinnen, die am Ende eine kleine Öffnung haben. Durch diese Öffnung wird der jeweils benötigte Glastropfen mit einem Schamottestempel herausge drückt und abgeschnitten. Das Glas fällt in die Maschine und wird dort zum fertigen Gegenstand verarbeitet. Ein moderner Vollautomat erzeugt täglich je nach Größe des Artikels bis zu 160.000 Einheiten.

Ein österreichisches Unternehmen, die Firma Lutzkyglas, ist seit seiner Gründung vor über 50 Jahren bemüht, den hohen Bedarf an Glasverpackung zu befriedigen. Das Unternehmen, besitzt heute in Österreich einen Marktanteil von ca 25%, was allein schon für einen bedeutenden qualitativen Standard spricht. Bereits im Vorjahr nahm Lutzkyglas die erste Ausbaustufe ihrer Glasfabrik in Kremsmünster in Betrieb, und am 21. März 1977 wurde mit der zweiten begonnen. Die Fertigstellung dieser Baustufe wird am 31. Dezember 1978, und die Inbetriebnahme am

2. Jänner 1979 erfolgen. Die reinen Baukosten für diese zweite Ausbaustufe betragen zirka S 22,000.000,-, die Gesamtkosten werden sich auf zirka S 100,000.000,- belaufen. Diese Zahlen sollen veranschaulichen, welche Investitionen heute nötig sind, um konkurrenzfähig zu bleiben.

Auch dem Export sind Grenzen gesetzt. Niedrige Preise auf der einen Seite, Frachtkosten auf der anderen, das sind Schwierigkeiten, die einen florierenden Export fast unmöglich erscheinein lassen. Trotzdem, und das spricht für die Flexibilität des Unternehmens, wahrte man Chancen durch beträchtliche Auslandslieferungen.

Im Inland sieht die Lage auf den ersten Blick nicht so rosig aus. Sicher, man rechnet nicht mit einem Umsatzrückgan’g, doch stehen einer Stagnation gewaltige Investitions- und steigende Betriebskosten gegenüber. Dennoch ist man optimistisch. Ein aus Amerika kommendes und auch durchaus berechtigtes Umweltschutzdenken hat bei uns seinen Platz ergriffen. Gewiß wird man den Kunststoff nicht von seinem Siegerpodest stoßen können, in vielen Fällen ist er auch keinesfalls ersetzbar.

Unternimmt man jetzt in der Kunststofforschung alle Anstrengungen, um ihn verrottbar zu machen, so ist dies beim Material Glas nicht notwendig, denn es ist ja wieder verwertbar. Es wird einfach wieder eingeächmolzen und dem neuen Fertigungsprozeß zugeführt. Und es ist eigentlich nicht einzusehen warum Dinge des täglichen Bedarfs, wie Milch, Essig, öl, usw., nicht wieder in Glasflaschen verpackt, beziehungsweise abgefüllt werden. Ein Hoffnungsschimmermag der Gesetzesentwurf des Handelsministeriums sein, der einen Schritt in dieser Richtung vorsieht. Als Problem, das vielleicht gar keines ist, wird sich die Wiederzuführung des Altmaterials erweisen. Doch sollte auch dieses mit Hilfe des Bundes und vorwiegend der Länder gelöst werden können. Die Firma Lutzkyglas hat auch hier in vorbildlicher Weise eine Initiative ergriffen. Sie sammelt mit Hilfe des Roten Kreuzes in ganz Oberösterreich Altglas, wobei der Reingewinn dieser Aktionen dem Roten Kreuz zufiießt. Es ist zu hoffen, daß dieses Beispiel Schule macht. Allerdings setzen solche Aktivitäten auch die Mithilfe der Bevölkerung voraus. Leider wurde unsere Gesellschaft zu einer Wegwerfgesellschaft funktioniert. Nun liegt es an uns, einige Abstriche zu machen. neb

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