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Schuld der USA?

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Heinrich Drimmel nimmt für sich einen „im Wertkonservativismus begründeten Standpunkt" in Anspruch und sieht „die Erfüllung des konservativen Prinzips nicht in erstarrter Behauptung des Bestehenden, sondern im continuum, das der Konservative gegen das reaktionäre wie gegen des revolutionäre Prinzip unentwegt zu verteidigen hat".

Der frühere Unterrichtsminister, Schöpfer der ersten Schulreform der Zweiten Republik, hat die späten Habsburg-Kaiser unter diesem Aspekt vorgestellt und damit wesentlich zum Anlaufen der Habsburger-Renaissance beigetragen.

Dem amerikanischen Liberalismus, wie er ihn in den USA als Kriegsgefangener wie auf Stu-

dienreisen kennenlernte, steht der Konservative skeptisch gegenüber. So verfolgt er nun die Spuren, die amerikanische Interventionen in der Geschichte des alten Osterreich hinterlassen haben.

Eines der zentralen Kapitel ist das kurzfristige Kaiserreich Maximilians in Mexiko, dessen Scheitern Drimmel weder im angeblichen Unvermögen des Erzherzogs noch im Verrat Napoleons III. sieht, sondern nur im von Anfang an geltenden Veto der USA. Er belegt seine These mit vielen unbekannten Details.

Dem Unverständnis Wilsons aber ist nach Drimmels Meinung auch die Neuordnung Mitteleuropas nach dem Ersten Weltkrieg zuzuschreiben. Masaryk verheimlichte dem Präsidenten, daß die CSR ebenso ein Vielvölkerstaat werden würde wie die zerschlagene Monarchie.

Wilson sei „der große Zerstörer" gewesen, der „verhältnismäßig kleine Eliten zu Machthabern in den Nachfolgestaaten erhob. Nie wurde dort das gute Volk etwa zu einer Volksabstimmung oder Befragung aufgerufen".

Ein faszinierendes Buch, auch wenn man nicht mit jedem Punkt konform geht.

DIE ANTIPODEN. Von Heinrich Drimmel. Amalthea-Verlag, München 1984. 569 Seiten, geb., öS 298,-.

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