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Sechs vom Schillerplatz

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Das „mächtige Häuflein“ der österreichischen Architektur, das Sechsergespann der Holzmeister-Schüler, tritt an zur großen Selbstdarstellung. Sechs Architekten, jeder ein Begriff, präsentieren in der Akademie der bildenden Künste am Schillerplatz ihr Werk: Gsteu, Höllein, Holzbauer, Lackner, Peichl und Spalt zeigen ihre Hauptarbeiten, mit denen sie „ihren Stil“ entscheidend ausformten: Kirchen und Verwaltungsbauten, Rundfunk- und TV-Burgen, Landsitze, Stadtvillen, ein Museumsprojekt… Werke, mit denen wir heute leben und die in den Jahren ihrer Entstehung schon so viel Aufsehen erregten, daß sie ins Bewußtsein der Bevölkerung übergegangen sind.

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Das „mächtige Häuflein“ der österreichischen Architektur, das Sechsergespann der Holzmeister-Schüler, tritt an zur großen Selbstdarstellung. Sechs Architekten, jeder ein Begriff, präsentieren in der Akademie der bildenden Künste am Schillerplatz ihr Werk: Gsteu, Höllein, Holzbauer, Lackner, Peichl und Spalt zeigen ihre Hauptarbeiten, mit denen sie „ihren Stil“ entscheidend ausformten: Kirchen und Verwaltungsbauten, Rundfunk- und TV-Burgen, Landsitze, Stadtvillen, ein Museumsprojekt… Werke, mit denen wir heute leben und die in den Jahren ihrer Entstehung schon so viel Aufsehen erregten, daß sie ins Bewußtsein der Bevölkerung übergegangen sind.

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Egal, ob dagegen wütend polemisiert wurde, wie gegen „Bachers Schlachtschiffe“, ein Spitznamen, unter dem Gustav Peichls ORF-Landesstudios Berühmtheit erlangten, oder ob sie von Anfang an als Meisterleistungen neuer Baugestaltung gefeiert wurden, wie Hans Holleins berühmte Geschäftsportale auf dem Wiener Kohlmarkt oder dem Graben, oder Wilhelm Holzbauers Salzburger Bildungshaus St. Virgil.

Zwei Jubiläen schweben über dieser Ausstellung: Der „Hunderter“ des prachtvollen Theophil-von-Hansen- Gebäudes der Akademie, dem man einerseits diese Ausstellung der in den fünfziger Jahren zu Persönlichkeiten herangereiften Architekten widmete, und der „Neunziger“ des Doyens österreichischer Baukunst, Clemens Holzmeister, auf den man anderseits vergaß. Was man offenbar wettzumachen versuchte, indem man diese Architektenpräsentation auf Holzmeister-Schüler beschränkte. Also auf jene, in deren Werken sich das Wirken Holzmeisters am deutlichsten zeigt. Denn daß er, der eher konservative Gestalter, seinen Schülern handwerkliche Perfektion, architektonische Logik, gestalterische Sicherheit beibrachte, aber im Grunde bei jedem das Spezifische, die „Handschrift“, förderte, zeugt von der Größe Holzmeisters als Lehrer.

Wąs an dieser Austeilung imponiert, sind also ein paar Beispiele interessanten Bauens, profilierter Baugesinnung. Paradefälle unverwechselbarer österreichischer Architektur der sechziger und siebziger Jahre, die in der Kunstgeschichte fast schon ihren sicheren Platz haben. Also unbedingt sehenswert.

Weniger erfreulich ist allerdings, was sich rundum begeben hat. Denn daß die Ausstellung zuerst „Sieben vom Schillerplatz“ hätte heißen sollen, ist nun kein Geheimnis geblieben. Holzmeister-Schüler Friedrich Kurrent, Professor in München, sollte natürlich daran teilnehmen. Als Kurrent forderte, daß schließlich auch ein so profilierter Holzmeister-Schüler wie

Schweighofer teilnehmen müsse und eigentlich auch die anderen „Wichtigen“ vom Schillerplatz präsentiert werden müßten, „versteckte man sich hinter einem Kollegiumsbeschluß“ (so Kurrent in einem offenen Brief): „Von Uhl hieß es, er wäre kein Holzmeister-Schüler und mit Schweighofer und weiteren Teilnehmern, wie Falkner und Hufnagel, wären es zu viele!“

Und nicht zu Unrecht weist Kurrent, der daraufhin aus diesem Ausstellungsprojekt ausstieg, auf die „Peinlichkeit“, auf das „irreparable Versäumnis“ hin, daß man auf Holzmeisters Geburtstag einfach vergessen konnte. Und stellt die Schlüsselfrage: „Wird der greise Meister nur als Abzeichen benützt?“ Die Antwort gibt er auch selbst: „Diese Ausstellung wird zugleich das Nachfolge-Rainer-Spiel in Bewegung bringen…“

Wird? Hinter den Kulissen scheint das Tauziehen um den Sessel Roland Rainers bereits in vollem Gange. Die Ausstellung weist darauf hin.

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