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Wie sieht die Architektur von morgen aus?

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Nur wenige Tage war in der Akademie der bildenden Künste, Wien I, Schillerplatz 3, eine hochinteressante Architekturausstellung zu sehen. Gezeigt wurden Diplom-, Klausur- und Seminararbeiten aus der Meisterklasse des Rektors des Hauses, Prof. Clemens Holzmeister, und der Meisterklasse Prof. Dr. Roland Rainer. Die besondere Bedeutung dieser Ausstellung liegt darin, daß sie uns das Antlitz der Architektur von morgen zeigt. Das, was heute noch als Seminar- oder Diplomarbeit eingereicht wird, wird in zehn oder zwanzig Jahren den Bauherren vorgelegt und verwirklicht werden.

Der allgemeine Eindruck, den die Arbeiten aus beiden Meisterklassen machen, ist sehr gut. Er ist günstiger als etwa der, den die entsprechenden Architekturklassen an der Wiener Technischen Hochschule bieten — soweit wir das auf Grund der nur vereinzelten Kenntnis dortiger Arbeiten beurteilen können. Auf jeden Fall wird hier zeitnäher, moderner, aufgeschlossener gearbeitet.

Innerhalb der Akademie der bildenden Künste i xjerköfljlrtf"did Klasse Profi HoI&nfeStrs-ida k&nser- 8 fttive“TlJmeÄtf Man ,hat ’den ‘HndrubC Sän hier „malerischer“ gearbeitet wird, daß die kühn hin gesetzte Vision des Bauwerks in der Architekturskizze mehr betont wird als bei Prof. Rainer. Dort wird alles eher von unten, konstruktiver aus den einzelnen Elementen entwickelt. In der Klasse Professor Holzmeisters herrschen als Aufgabestellungen vor: Hotels, Servicestation mit Tankstellenbetrieb, Sportschule, Landhaus, Studentenheim, Stadttheater, Kirche, Stadtbücherei, Wohnhochhaus. In der Klasse Professor Rainers dagegen wird neben dem architektonischen auch das stadtplanerische Element stark berücksichtigt. So heißen hier wiederkehrende Themen: Einfamilien-Reihenhaus, Arbeitersiedlung, Kleinsiedlung, Ferienkolonie, Kinderpavillons, Gartenhäuser bei Kabul (eine Aufgabe, die einem von dort stammenden Architekturschüler gegeben wurde).

Es ist Prof. Holzmeister zu danken, daß er Professor Rainer an die Akademie der bildenden Künste berufen hat. Damit erhielt die Bestrebung, jn Oesterreich den Vertretern einer anständigen neuen Baugesinnung zum Durchbruch zu verhelfen, starke Unterstützung. Hier wächst eine Generation neuer Architekten heran, die einmal das bauliche Gesicht unseres Landes mitbestimmen und ein Gegengewicht gegen alles Mittelmaß sein werden. Das Wirken der Meisterschule Prof. Rainers als eines neuen Kristallisationspunktes moderner Ideen und hohem Berufsethos — also richtunggebender Baugesinnung — kann daher gar nicht hoch genug veranschlagt werden.

Die sehr anschaulich gestaltete Ausstellung — neben den exakt gearbeiteten Plänen wurden auch verhältnismäßig viele Modelle gezeigt — gab einen ausgezeichneten Einblick in die von den Klassen Holzmeisters und Rainers geleistete Arbeit.

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