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Clemens Holzmeister

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lelbstbiographie, herausgegeben anläßlich der Ausstellung des Lebenswerkes. Tyrolia-Verlag, Innsbruck.41 Seiten. Preis 10 S

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lelbstbiographie, herausgegeben anläßlich der Ausstellung des Lebenswerkes. Tyrolia-Verlag, Innsbruck.41 Seiten. Preis 10 S

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Zum 70. Geburtstag Clemens Holzmeisters hat das Heimatland des Meisters, Tirol, im Landesmuseum Ferdinandeum in Innsbruck die Reihe der Ausstellungen seines Lebenswerkes eröffnet. Die Ausstellung, die ab 10. März in Wien, dann in Salzburg und in weiterer Reihenfolge auch in anderen österreichischen Landeshauptstädten gezeigt werden wird, wird begleitet von einer Broschüre, in der der Meister selbst sein Leben und sein künstlerisches Wirken beschreibt. Dem Besucher der Ausstellung wird dadurch ein bedeutender Zeitabschnitt österreichischer Kunstentwicklung — interpretiert durch die Selbstbiographie einer ihrer repräsentativsten Künstlerpersönlichkeiten — lebendig vor Augen geführt. Denn Holzmeisters Werk ragt aus einer Zeit, die, kunstgeschichtlich gesehen, als eine große Epoche individueller österreichischer Kultur bezeichnet werden kann, in unsere Gegenwart. „Es ist ein Werk“, schreibt Gottfried Hohenauer in der Einleitung zu dieser Broschüre, „dessen Elemente mit Freiheit und Großzügigkeit, Beschwingtheit und Lebensfreude, Maß und Verantwortung nur andeutungsweise und doch grundlegend gekennzeichnet sind. In der entscheidenden Uebergangsepoche, in die der Beginn seines Schaffens gestellt war, teilte Holzmeister zwar nicht die Askese des großen Adolf Loos, noch weniger war er extremen Experimenten zugetan, ihm war es durch die aus altangestammter Tradition geschöpfte Besinnung auf das Echte, Wesentliche beschieden, an der Reinigung und Erneuerung der Baugesinnung unserer Epoche bahnbrechend mitzuwirken.“

Selten wurde eine Selbstbiographie so lebendig geschrieben. Man glaubt oft kaum einen Text zu lesen, vielmehr glaubt man, einer Erzählung des Meisters zu lauschen, in einer gemütlichen Ecke seines Landhauses bei Kitzbühel, vor einigen Gläsern roten Südtiroler Weines. Humorvoll erzählt, das Wesentliche herausgestrichen, zieht in der Schilderung Holzmeisters seine Kindheit in Tirol, der Einfluß von Umwelt und Landschaft am Leser vorüber. Es folgt die Studienzeit in Wien, die Berührung mit den Werken Otto Wagners, Josef Olbrichs, Josef Hoffmaniis, die Berufung 1919 an die Staatsgewerbeschule nach Innsbruck und 1924 an die Akademie nach Wien. Dazwischen eine reiche Tätigkeit mit Wettbewerben und Bauaufträgen. Schon in diesen Jahren zeigte sich, daß hier ein Künstler eigenster Prägung, ein moderner Romantiker am Werke war. Holzmeisters frühe Entwürfe fielen — nicht zuletzt auch durch eine blendende Graphik, in der sie dargestellt waren — in den Ausstellungen 1920 in Innsbruck und 1926 in Wien auf.

An die Akademie berufen, konnte Holzmeister viel für die moderne österreichische Kunst tun. 1928 erfolgte die Berufung nach Düsseldorf, verbunden mit zahlreichen Bauten, unter denen Sakralbauten und die Beschäftigung mit Problemen des Theaters die erste Stelle einnehmen. Das Theaterblut, das in Holzmeister steckt, meldete sich früh und hat ihn sein ganzes Leben immer wieder dazu gedrängt, Theater zu entwerfen und Szenen zu .gestalten. Die Entstehung des Salzburger Festspielhauses, die Szenerien für die Felsenreitschule sowie für Wiener Bühnen ziehen durch die lebendige Schilderung nochmals an unserem geistigen Auge vorüber.

Die Wiener Zeit Holzmeisters von 1933 bis 193$ brachte ihm viel äußere Ehren und große Verantwortung: Rektor der Akademie, Staatsrat, Präsident des Werkbundes und der Zentralvereinigung der Architekten. Die dazwischen liegende Tätigkeit in der Türkei sowie die dortigen Jahre des Exils von 193 8 bis 1947 werden eingehend geschildert.

Die Bauaufgaben, die unter Kemal Atatürk zu lösen waren, mußten für Holzmeister durch ihren großen Maßstab einen bedeutenden Anreiz bieten. Das gleiche gilt für die Projekte der Kathedralen in Brasilien.

In die Heimat zurückgekehrt, hat sich Clemens Holzmeister mit dem Eifer des ewig jung bleibenden Künstlers in den Dienst des Wiederaufbaus gestellt; es gibt kaum ein Problem von Bedeutung, an dem der Meister nicht durch Rat und Tat mitgewirkt hätte.

Holzmeister ist Vollblutösterreicher und er ist Vollblutkünstler. Beides zeigt die Ausstellung und die aus diesem Anlaß herausgegebene Broschüre in besonderem Maße. Der große Kreis der Freunde und der engeren Fachkollegen Holzmeisters wird das Erscheinen der Selbstbiographie ebenso begrüßen wie die breite Oeffentlichkeit, die durch sie an der Entstehung des Lebenswerkes eines großen österreichischen Künstlers tätigen Anteil nehmen kann.

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