7109712-1995_46_05.jpg
Digital In Arbeit

Balkanisches Wechselbad

Werbung
Werbung
Werbung

Ein Wechselbad sind die Informationen aus und um Mazedonien: Entspannung in den griechisch-mazedonischen Beziehungen, neue Kontakte zwischen Belgrad und Skoplje, dann das furchtbare Attentat auf Präsident Kiro Gligorov, den Architekten der Politik des Kompromisses -und schließlich die Bestätigung, daß Mazedonien trotz allem seine Politik der Vertrauensbildung gegenüber Athen fortsetzt.

Während einerseits alle Befürchtungen, daß das Attentat eine Welle der Gewalttat im Stile der mazedonischen Geschichte im 19. Jahrhundert einleiten könnte, noch immer ihre Berechtigung haben, so ist andererseits die Möglichkeit mindestens ebenso groß, daß im Gegenteil die extremistischen Kreise inner- und außerhalb Mazedoniens aufgrund des Attentates in die Isolation geraten, und daß eine Suche nach Ausgleichen und nach wirtschaftlichem Aufschwung weiterhin Priorität haben werde.

Das würde nicht zuletzt eine positive Wirkung auf das höchst gespannte Verhältnis zwischen der relativ starken albanischen Minderheit und den mazedonischen Nationalisten zur Folge haben. Denn eine nicht unwesentliche Ursache für die berechtigte Unzufriedenheit der Albaner, denen gravierende Rechte vorenthalten werden, war die außerordentlich angespannte wirtschaftliche Lage des jungen Staates, die ja auch die Mehrheit mit aller Härte traf.

Präsident Gligorov hat stets versucht, zwischen radikalen Mazedoniern und radikalen Albanern, die einen wollen die mazedonische „Nation” nicht gelten lassen, die anderen verweigern den „NichtSlawen” den Status der gleichberechtigten Bürger, eine Vermittlerrolle zu spielen. In jüngster Zeit sind beide Seiten vorsichtiger geworden. Der Erfolg der Taktik Gli-gorovs im außenpolitischen Bereich könnte so auch zu einer Verbesserung des innenpolitischen Klimas beitragen.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung