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Theaterreform Anno 1776

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Mit der Gründung des Burgtheaters als deutsches Nationaltheater verband Josef II. im Jahr 1776 eine Theaterreform, die den Schauspielern dieser Bühne Selbstverwaltung gab, so daß sie in wöchentlichen Versammlungen über den Spielplan und die Besetzung selbst entschieden, was mehr war als nach heutigen Begriffen Mitbestimmung. Mit einem gewissen Stolz bot er gleichzeitig „Spektakelfreiheit“, die bald zur Gründung der theatergeschichtlich bedeutenden Wiener Vorstadtbühnen führte. Über all das berichtet der Wiener Theaterwissenschaftler Franz Hadamovsky einleitend in seiner Publikation über die Josefinische Theaterreform und bietet anschließend in vier Fünftel des Bands den Text der auf diese Reform bezüglichen kaiserlichen Handbilletts und sonstigen Verfügungen.

Daraus erhält man einen überaus instruktiven, fesselnden Einblick in eine Fülle kaum bekannter Einzelheiten aus der Anfangszeit des Burgtheaters. Es gab nur 22 Ensemblemitglieder, am Ende dieses Spieljahres 26, ein Bruchteil gegenüber heute, auch wenn man berücksichtigt, daß derzeit zwei Bühnen bespielt werden. Im ersten Jahr wurden in 164 Aufführungen 97 Stücke geboten, ein fast unbegreiflich umfangreiches Repertoire. Heutige Schauspieler werden sich kaum vorstellen können, dermaßen viele Rollen in so kurzer Zeit lernen zu müssen. Elf der Darsteller lasen überdies die eingereichten Stücke und gaben über sie ihre Meinung ab. Sieben waren Autoren, von denen einer dreizehn Stücke schrieb. Die Logen hatte der Hochadel meist für das ganze Spieljahr abonniert, begreiflich bei diesem überreichen Angebot an fast von Tag zu Tag wechselnden Stücken.

DIE JOSEFINISCHE THEATERREFORM UND DAS SPIELJAHR 177611777 DES BURGTHEATERS. Von Franz Hadamovsky. Eine Dokumentation. Quellen zur Theatergeschichte Band 2. (Jahrbuch der Wiener Gesellschaft für Theaterforschung Band XXII). Im Auftrag der Wiener Gesellschaft für Theaterforschung herausgegeben von Otto G. Schindler. Verband der wissenschaftlichen Gesellschaften Österreichs. 116 Seiten, öS 95,-.

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