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Vom grünen Tisch

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Für die Fremden ließ man diesen Sommer „Don Pasquale“ spielen, mit überaus teuren Preisen, fast nur unbekannten Sängern - daher der Effekt: Die Vorstellungen waren schlecht besucht.

Gewiß wollen die Touristen auch eine Oper hören, aber Sänger Und Sängerinnen, Orchester und Dirigenten spielen in Salzburg oder bei anderen Festspielen. Die Fremden kennen den einen oder anderen Sängernamen der Wiener Staatsoper; was aber im Theater an der Wien mitwirkt, ist mit wenigen Ausnahmen unbekannt.

Zweitens: Die Preise liegen nahezu um das Doppelte höher als die Sommerpreise des Theaters an der Wien für die „Lustige Witwe“, ja teilweise auch der Staatsoper, wo der billigste Sitz keineswegs 240 Schilling kostet. Aber gerade das Sommerpublikum besteht zum größten Teil aus jungen Leuten oder Familien mit Kindern.

Drittens: Wenn wir nach Stratford a. Avon kommen, und man hätte uns dort Möllere gespielt, hätten wir uns - hoffentlich - geärgert. Wenn jemand nach Wien kommt, so will er einen österreichischen oder noch besser Wiener Komponisten hören. Wir sollten das Bestreben haben, uns unseren Gästen vorzustellen. So etwas nennt man Kulturpolitik.

Wen wundert es - außer den Veranstaltern -, daß die „Lustige Witwe“ schon seit Jahren gut geht und der „Don Pasquale“ halb leer ist? Das gleiche gilt von den Aufführungen im Schönbrunner Schloßtheater: „Wiener Blut“ ist Tage vorher ausgebucht, die als Zweitstück angesetzte „Gazzetta“ kaum. Als Fremder möchte man ein heimisches, ein nationales Stück hören; nach Wien kommt man, um Schönbrunn zu sehen und nicht Versailles.

Der Grundgedanke der sommerlichen Opernveranstaltung war gut, Auswahl und Durchführung gingen daneben. Pleiten dieser Art sollten vermieden werden, statt sie als Ausreden für das Fallenlassen guter Ideen zu benutzen.

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