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Vor dem Foto-Finish

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Seit Montag hat Westminster, die Mutter aller Parlamente, seine Tore offiziell geschlossen. Jene Abgeordneten, die sich am 9. April einer Wiederwahl stellen, kämpfen „on the hustings", in einer kurzen, aber heftigen Wahlkampagne um ihre Rückkehr ins Hohe Haus.

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Seit Montag hat Westminster, die Mutter aller Parlamente, seine Tore offiziell geschlossen. Jene Abgeordneten, die sich am 9. April einer Wiederwahl stellen, kämpfen „on the hustings", in einer kurzen, aber heftigen Wahlkampagne um ihre Rückkehr ins Hohe Haus.

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Ein Kopf-an-Kopf-Rennen und möglicherweise ein Foto-Finish wird es allemal. Premier John Major hat bessere Gelegenheiten - den Sieg am Golf im Frühjahr 1991, den Abschluß der EG-Verträge in Maastricht Ende letzten Jahres - verstreichen lassen, um endlich sein Mandat an den Urnen zu erlangen. Die Wirtschaft, Domäne der Tories, ist mittlerweile im tiefsten Schlamassel seit Menschengedenken. Ein steuersenkendes Budget in der letzten Woche hat kaum jemanden von den Stühlen gerissen.

Bleibt nur die äußerst populäre Persönlichkeit des Regierungschefs, auf die von den Konservativen gesetzt wird. Majors unkonventionelle Offensive vor kleineren Gruppen kommt gut an. Trotz der herrschenden Malaise genießen dieTories mehr Vertrauen, das Land aus der Rezession zu führen. Die „Steuerkarte" wird von ihnen bis zum Exzeß ausgespielt: Labour wird den Bürgern tiefer in den Säckel greifen.

Die Oppositions-Partei müßte eigentlich meilenweit voran sein, ist es aber nicht. Führer Neil Kinnocks Aufgabe, die große „blaue" Parlamentsmehrheit zu brechen, ist gigantisch. Er hat in den letzten acht Jahren ideologischen Ballast abgeworfen, seine Partei wieder geeint und im Zentrum angesiedelt. Die ideologische Konfrontation in der Thatcher-Ära ist verschwunden. Die Labourpartei glaubt, das Rennen zu machen, indem sie mehr in Volksgesundheit, Erziehung und Wohlfahrt investiert statt Steuern zu senken.

Meinungsumfragen deuten auf ein „hängendes Parlament", in dem die Liberalen Demokraten das Zünglein an der Waage spielen. Nur unter einer Bedingung, sagt Paddy Ashdown: wenn das herrschende Mehrheits wahlsystem durch das „faire" proportionale ersetzt wird. Kinnock ist dieser Forderung nicht abgeneigt. Major aber winkt unmißverständlich ab: Kein Abkommen mit „Opportunisten".

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