6966142-1985_14_09.jpg
Digital In Arbeit

Wer will mich ?

Werbung
Werbung
Werbung

,J500 Tonnen Sondermüll suchen geeignetes Endlager im Räume Oberösterreich. Zuschriften unter Jiallenbad oder Schule gratis' an den Verlag”.

Solche Inserate könnten sich schon sehr bald in unseren Zeitungen finden, wenn die derzeitige Tendenz anhält, Mülldeponien, Müllverbrennungsanlagen, Müllrecyclinganlagen etc. auf keinen Fall auf dem eigenen Gemeindegebiet zuzulassen.

Doch Spaß beiseite: Seit der Öffentlichkeit dieses Landes durch die Kriegsberichterstattung aus der Hainburger Au vorgeführt wurde, wie leicht selbst der angeblichen Allmacht des Staates erfolgreich Widerstand zu leisten ist, wird die Frage der ordnungsgemäßen Müllentsorgung zu einem politisch dringend zu lösenden Problem.

Man kann von der Wirtschaft verlangen, daß sie das Problem des Sondermülls technisch einwandfrei löst und die anfallenden Kosten übernimmt. Die Zustimmung zur Durchfuhr, Aufbereitung und Lagerung durch bzw. in bestimmten Regionen muß auf politischer Ebene erfolgen. Bei allem Bemühen um eine Verringerung des Müllanfalls und um eine Wiederaufbereitung wertvoller Müll-Inhaltsstoffe steht außer Frage, daß es immer erhebliche Mengen an Restmüll geben wird.

Es ist begreiflich, daß niemand — und schon gar nicht ein Bürgermeister, der wiedergewählt werden will — eine Sondermülldeponie in seiner Umgebung haben will. Aber es ist doch wohl auch eine Frage der gesamtstaatlichen Solidarität, diese dort zuzulassen, wo die besten Voraussetzungen dafür gegeben sind.

Dieses Bewußtsein zu vermitteln, wäre aber auch wieder eine politische Aufgabe. Die eine Gemeinde muß den Verkehrslärm eines Autobahnknotens in Kauf nehmen, die andere den Krach der startenden Abfangjäger und eine dritte das Unbehagen, in der Nähe von — wohlverwahrtem — Gift zu wohnen.

Darüber, daß die jeweilige sich dieses Unbehagen irgendwie abgelten läßt, könnte man reden. Im Moment ist es ja aber eher so, daß die Gemeinden um keinen Preis der Welt dazu bereit sind, Sondermülldeponien oder ähnliches zu übernehmen.

Womit sich folgende groteske Situation ergibt: Solange die Gemeinden ihren Müll inklusive Sondermüll achtlos auf die gemeindeeigene Halde kippten, war alles in bester „Ordnung”. Zum Problem wurde die Sache erst, seit wir im Interesse unserer Umwelt begonnen haben, Müll und Sondermüll zu trennen und letzteren auch ordnungsgemäß deponieren wollen...

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung