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Zeitzeugen und Dichter

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Besonders hervorzuheben ist hierbei die TV-Serie „Österreich I“ von Hugo Portisch und Sepp Riff, mit der es gelungen ist, das Alltagsleben, die Politik und die Widersprüche der Ersten Republik darzustellen und zu erhellen. Vor allem faszinieren immer wieder die spektakulären Filmaufnahmen und die journalistische Sorgfalt, mit der auch kleine Details recherchiert wurden.

Die TV-Sendung „Orientierung“ zeigte in „Kirche im Widerstand 1938 -1945“ auf, daß die Haltung Kardinal Innitzers keineswegs typisch für alle Christen war. Besonders beachtlich ist hierbei die TV-Serie „Zeitzeugen“, die mithüft, Licht ins Alltagsleben der damaligen Zeit zu bringen.

Ein weiterer Programmschwerpunkt liegt bei den Schriftstellern dieser Zeit. „Die verbrannten Dichter“ werden am 13. März wenigstens 50 Jahre später in einer TV-Collage zu Wort kommen. Dieser Schwerpunkt findet naturgemäß auch im Hörfunk große Beachtung.

In .JAadiogeschichten“ berichten Autoren vom Anschluß, das Hörspiel „Pflichtübungen“ von Peter Marginter zum Gedenkjahr hatte am 8. März Premiere, und in der Reihe „Großes Welttheater“ zeigt Felix Mitterer „Kein schöner Land“.

Auch die „Welt der Literatur“ wird sich mit dem „literarischen Anschluß“ befassen, und am 13. März beschäftigen sich die „Tonspuren“ mit Egon Friedeil, am 20. März mit Jura Soyfer.

Im Lokalprogramm Niederösterreich wurde die „verbotene Musik“ aufgearbeitet und eine Erzählung von Elisabeth Reichart über die „Frauen im Widerstand“ ausgestrahlt.

Sehr einprägsam sind die „Ra-diogeschichten“, denen es in fünf Minuten gelingt, die Atmosphäre der damaligen Zeit spürbar zu machen. Einen Gegenwartsbezug versucht die Hörfunksendung „Gedanken“ in zahlreichen Beiträgen beizustellen, von Anton Kuh bis Horst Eberhard Richter und Ilse Aichinger. Zeitgenössische Autoren kommen zumindest im Hörfunk zum Thema 1938 ausreichend zu Wort.

Als Stiefkind behandelt der ORF eigenartigerweise die Außenpolitik Österreichs von 1918 bis 1938. In „Österreich I“ wird zwar manches darüber berichtet, ein eigener Beitrag darüber fehlt. Außerdem vermißt man eine intensive Auseinandersetzung mit der Situation der Kunst in der Ersten Republik, mit den Repressionen des NS-Regimes gegenüber der Moderne.

Die Aufarbeitung des Lebens der Österreicher im Exil hat sich als ziemlich schwierig erwiesen. Beiträge der Zeitzeugen, die auch von Flucht, von Schwierigkeiten mit den Behörden berichten, sind von besonderem dokumentarischem Wert.

Mit der „Geschichte der Republik im Spiegel der Jahrestage des März 1938“ beschäftigt sich ein Hörfunk-Beitrag am 4. April und beleuchtet die österreichische Vergangenheitsbewältigung. Auch im Jugendprogramm wird versucht, Materialien zur Förderung des Geschichtsbewußtseins im Unterricht zu erarbeiten. Es wäre zu hoffen, daß Hörfunk und Fernsehen nicht zur Berieselung, sondern als Denkanstoß benützt werden.

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