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Das singende Klavier

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Vor 50 Jahren — am 9. Mai 1919 — starb Ludwig Bösendorfer im Alter von 84 Jahren in Wien. Sein Name ist ein Begriff geworden. Sein Vater hatte schon in Wien eine Klavierfabrik gegründet; er war ein gebildeter Mann gewesen, der auch das Polytechnikum besucht hatte und dem Sohne jene solide Tradition vererbte, die, durch den künstlerischen Geist Ludwig Bösendorfers veredelt, diesen instand setzte, mit den Klavierbauern Deutschlands, Frankreichs und Amerikas in erfolgreichen Wettbewerb zu treten. Ja, sein Wiener Klavier errang einen allerersten Platz auf dem Weltmarkt: in ihm klang etwas von allen guten Geistern des alten Wien. Diesen herrlichen singenden Klavierton hat Bösendorfer geschaffen. Jedem einzelnen Instrument schenkte Ludwig Bösendorfer eine Sorgfalt, die man nicht anders als väterlich bezeichnen kann.

An die fünf Jahrzehnte haben im Bösendorfer-Saal in der Herrengasse die großen Meister der Klavierkunst aus allen Ländern der Erde ihre Triumphe gefeiert. Der Bösendorfer-Saal wurde am 19. November des Jahres 1872 mit einem Konzert Hans v. Bülows eingeweiht. Die ehemalige Reitschule eines kleinen Barockpalais war vom jungen Bösendorfer durch Zufall als wunderbar akustische Stätte entdeckt worden. Dieser Umstand lag am Ursprung der Schaffung des Bösendorfer-Saales, der heute nur noch in der Erinnerung der älteren Generation lebt.

Ludwig Bösendorfer hatte jahrzehntelang der Gesellschaft der Musikfreunde als Direktionsmitglied angehört und war eines ihrer ältesten Mitglieder. Mit seinem Tod ist ein Stück des alten Wien versunken. Aber sein Erbe ist in guten Händen, und die Bösendorfer-Flügel künden noch von seinem Ruhm...

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