Newald - © Foto: APA / Robert Newald

Der Pianist des wissenschaftlichen Zeitalters

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Nicht alle Pioniere bekommen die gemäße Anerkennung. Lange ehe sich Nikolaus Harnoncourt mit Fragen historischer Aufführungspraxis und alten Instrumenten auseinandersetzte, hatte der 1927 in Wien geborene Paul Badura-­Skoda bereits dieses Metier für sich erobert. Der Frage, wie Komponisten schreiben würden, hätten sie Kenntnis von den heutigen Instrumenten, setzte er die Aufforderung entgegen, sich durch das Musizieren auf Instrumenten der Zeit ein eigenes Bild davon zu verschaffen, welches Klang­ideal den Komponisten damals vorschwebte und diese Erkenntnisse bei der Interpretation auf neuen Instrumenten anzuwenden.

Selbstredend begleitet von einem Quellenstudium, was bald dazu führte, dass Badura-Skoda vielfach eingeladen wurde, Vorworte für Partituren beizusteuern und in wissenschaftlichen Aufsätzen die Ergebnisse seiner fundierten Forschungen darzulegen. Wenn es jemanden gibt, auf den der Begriff des Pianisten des wissenschaftlichen Zeitalters zutrifft, dann ist er es. Bereits 1949, zwei Jahre nach dem Sieg beim Österreichischen Musikpreis, konzertierte er unter Furtwängler und Karajan. Im Jahr danach debütierte er bei den Salzburger Festspielen in einem Trio-Abend mit Wolfgang Schneiderhan und Enrico Mainardi, wo er als Pianist für seinen einstigen hochgeschätzten Lehrer Edwin Fischer einsprang.

Dass er in Salzburg nur mehr sechs Mal eingeladen wurde, in den letzten Jahrzehnten äußerst selten in Wien, wo er an der ­Musikhochschule nicht nur studierte, sondern später auch lehrte, ist ein Schicksal, das er mit nicht wenigen Großen teilt. Umso häufiger gas­tierte er, begeistert gefeiert, im Ausland. Er zählt zu jenen Künstlern, die die meisten Platteneinspielungen vorlegten, und zwar auf neuen wie alten Instrumenten, von denen er eine ansehnliche Sammlung besaß. Legendär auch ­Badura-Skodas Zusammenarbeit mit dem beinahe gleichaltrigen Jörg Demus als bis heute unübertroffene „Klavierzwillinge“ der Wiener Klassik. So sehr Badura-Skoda sich ihr, zu deren kultiviertesten Interpreten er zählte, verbunden fühlte, widmete er sich ebenso kompetent der Romantik oder Moderne, wie etwa dem ihm gewidmeten Klavierkonzert von Frank Martin. Am 25. September ist er 91-jährig in Wien verstorben.

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