Peter Karner - © Foto: APA / Roland Schlager

Der wortgewaltige Reformierte: zum Tod von Peter Karner

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Er war 1986–2004 Landessuperintendent der Evangelischen Kirche H.B. in Österreich und 1988–98 – gemeinsam mit Bischof Helmut Krätzl – der erste Religionskolumnist in der FURCHE. Nun ist Peter Karner im 86. Lebensjahr verstorben.

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Er war 1986–2004 Landessuperintendent der Evangelischen Kirche H.B. in Österreich und 1988–98 – gemeinsam mit Bischof Helmut Krätzl – der erste Religionskolumnist in der FURCHE. Nun ist Peter Karner im 86. Lebensjahr verstorben.

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Dass Abraham a Sancta Clara, der katholische Prediger im Wiener Barock, ein Herz für Protestanten gehabt hätte, ist schwerlich zu behaupten. Dennoch sah sich Peter Karner, langjähriger Pfarrer an der Reformierten Stadtkirche in Wien I. sowie Landessuperintendent der Evangelischen Kirche H.B. in Österreich, in gewitzten wie provokanten Predigten und Schriften als Nachfahre des bayeri­schen Augustinermönchs. Unter dem Titel „Aus dem geistlichen Krame­rladen von Pater Abraham a Sancta Clara“ brachte Karner 1994 sogar ein Buch heraus.

In der Nacht auf den 21. Dezember ist der wortgewaltige Reformierte 85-jährig in Wien verstorben. Nach dem Studium der evangelischen Theologie in Wien und Basel wurde der gebürtige Wiener 1963 in der Reformierten Stadtkirche ordiniert. Von 1965 bis zu seiner Pensionierung 2004 wirkte Karner dort als Pfarrer und leitete zwischen 1986 und 2004 als Superintendent die kleine reformierte Kirche Österreichs.

In dieser Zeit wurde Karner auch einer der Wegbereiter der österreichischen Ökumene, die nach dem II. Vati­kanum eine besondere Blüte erlebte. Karner gehörte zum Team der „Ökumenischen Morgenfeier“, wo allsonntäglich zwischen 1968 und 1997 auf Ö1 das ökumenische Miteinander hörbar war – ein ökumeni­scher Meilenstein, jedenfalls im deutschen Sprachraum. 1982–86 stand er dem Ökumenischen Rat der Kirchen in Österreich als Vorsitzender vor. Daneben war Karner als Buchautor und Kolumnist publizistisch tätig, sein Œuvre reicht von „Die Nächstenlieb fängt bei ei‘m selber an. Nestroy und der Ernst des Lebens“ (1984) bis zur sprachlichen Neuübertragung des für die reformierten Kirchen maßgeblichen Heidelberger Katechismus. In der FURCHE war Peter Karner 1988–98 – gemeinsam mit Bischof Helmut Krätzl – der erste Religionskolumnist.

„Es wäre wohl ein Zeichen von Bußfertigkeit, sich einzugestehen, daß eben sowohl große kirchliche Persönlichkeiten und bedeutende kirchliche Gremien auch manchmal riesengroße Dummheiten begehen. Könnte es nicht sein, daß vieles, worunter die Menschen in den Kirchen leiden, ein Werk der Dummheit ist?“ So schrieb Peter Karner 1988 in einer seiner ersten Kolumnen. Ein Satz, der nach einem Vierteljahrhundert immer noch genauso zu schreiben ist.

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