In den letzten Oktobertagen wurden einige sorgfältig ausgewählte Journalisten in mysteriöser Weise zu einer geheimnisvollen Pressekonferenz in eine Villa bei Paris eingeladen. Sie begegneten dort einer Persönlichkeit, die vor Jahren die französische Presse intensiv beschäftigt hatte. Ein Meister des politischen Untergrundes stellte sich neuerlich als subversiver Kämpfer vor. Der Gastgeber war Bel-kacem Krim, einer der bedeutenden Wortführer der algerischen Aufständischen, FLN.
Auf dem Höhepunkt seiner politischen Karriere amtierte er als Vizepräsident der provisorischen algerischen Regierung (GPRA) 1956 in Tunis. Er war der maßgebende algerische Unterhändler bei den Friedensgesprächen in Evian. Nachher wurde es sehr still um diesen Kabylen, der nur durch Monate das Regime Ben Bella unterstützte. In einer bürgerlichen Existenz als Juwelier meditierte er die Abenteuer der algerischen Rebellion. Er nahm am Sturz Ben Bellas im Juli 1965 keinen Anteil, konnte sich aber auch für den Nachfolger, Oberst Boumedienne, nicht erwärmen. Die neuen Herren in Algerien klagten den biederen Juwelier an, er sei ein gewöhnlicher Goldschmuggler. Krim zog es daher vor, die gastlichen Gestade an der Seine aufzusuchen, denen er durch Jahre den Krieg erklärt hatte. Als Wirt eines orientalischen Spezialitätenrestaurants bietet er die Speisen seiner Heimat an, gleichzeitig eröffnet er einen Feldzug gegen den asketischen Oberst, der ich als Reinkarnation Mohammeds fühlt und Führer aller Araber werden will.
Krim gründete das MDRA (Mouvement Democratique du Re-nouivearu Algerie) und varbreiiterte die Plattform aller jener Algerier, die gegen den Staatschef in Opposition stehen. Er unterstreicht die Schicksalsgemeinschaft Nordafrikas zu einer Zeit, da die Solidarität der Magreb-Länder neuen Belastungen ausgesetzt ist. Aber auch das Regime des Obersten Boumedienne steht vor einer Prüfung.
