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Rilke und Paula Becker-Modersohn

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Das Bildnis des Dichters. Paula Becker-Modersohn / Rainer Maria Rilke. Eine Begegnung. Von Heinrich Wigand Petzet. Societäts-Verlag, Frankfurt am Main. 204 Seiten, 7 - farbige Tafeln. Prei 19.80 DM

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Das Bildnis des Dichters. Paula Becker-Modersohn / Rainer Maria Rilke. Eine Begegnung. Von Heinrich Wigand Petzet. Societäts-Verlag, Frankfurt am Main. 204 Seiten, 7 - farbige Tafeln. Prei 19.80 DM

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Angerührt von dem Bildnis Rilkes, das Paula Modersohn 1906 in Paris malte, verfolgt H. W. Petzet in einer instruktiven Studie die von der Rilke-Forschung als unwesentlich angesehene und daher vernachlässigte Beziehung zwischen dem Dichter und der Malerin, wobei er zu entgegengesetzten Schlüssen kommt. Wenn in der Worpsweder Zeit Rilkes sein Verhältnis zu Paula Becker zwar „menschlich im Unfertigen zurückbleiben mußte“, wie Petzet feststellt, sieht er die Gründe dafür keineswegs in einer Gleichgültigkeit, sondern eher einem besonderen Sichnahesein, das, weit über die menschliche Berührung hinaus, sich für beide in ihrem Werk realisierte. Wie tief Paula Modersohn um Rilkes Wesen und seine Berufung gewußt habe, erweist für Petzet jenes „traumhaft-faszinierende“ Rilke-Porträt von 1906, das schon den Dichter der „Sonette an Orpheus“ und der „Duineser Elegien“ vorwegnehme. Ein unerbittlicher Anspruch sei es, dem Rilke, in der Spannung zwischen Leben und Werk, sich damals noch zu entziehen versuchte und der ihn dieses Bildnis verschweigen ließ, was einer „Verleugnung“ gleichkomme. „Wenn er es richtig verstand, dann wurde ihm hier jede Möglichkeit einer beschönigenden Ausflucht genommen, nach der er vielleicht suchte vor der schwersten Aufgabe, die ihm noch bevorstand. Nicht als leichtes Glück, sondern nur durch Verzicht, in Schmerzen und Schrecken würde er sie leisten können.“

In seinem Werk geht die Auseinandersetzung mit Paula Becker-Modersohn denn auch weiter; ihr Anruf wird recht eigentlich erst aufgenommen nach ihrem Tode, erschütternd in dem „Requiem an eine Freundin“ und anderen dichterischen Zeugnissen:

„Denn irgendwo ist eine alte Feindschaft zwischen dem Leben und der großen Arbeit. Daß ich sie einseh und sie sage: hilf mir.“

Noch mehr als Petzets Studie das Rilke-Bild- der bisherigen Forschung ergänzt (das gilt zum Beispiel auch für seine von der Modersohn befruchtete Auseinandersetzung mit Cezanne) wird die Gestalt der Malerin in den Raum gestellt, in den sie gehört — eine Frühvollendete, die, über den Frühexpressionismus hinausgehend, bereits Formprobleme der Zukunft vorwegnimmt. Die geschickt gewählten, technisch ausgezeichneten Illustrationen des Bandes geben davon eine Vorstellung

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