Ein (Erz-)Bischof in unverdienter Kalamität

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Nein, man beneidet Franz Lackner, zurzeit Weihbischof in Graz, nicht: Der vermutete neue Erzbischof von Salzburg muss sich als Opfer eines kirchlichen PR-Desasters fühlen. Zu Recht. Denn er ist nicht für den Eiertanz verantwortlich, der um die Wahl des 90. Nachfolgers des heiligen Rupert ausgebrochen ist: Da übergab der Nuntius quasi öffentlich den römischen Dreiervorschlag an die Salzburger Domherren. Da sickerten der Wahltermin, die Namen der Kandidaten sowie die getroffene Wahl durch.

Für all diese Vorgänge kann Franz Lackner nichts. Auch nicht dafür, dass die Dreierliste - wo auch der Rechtsaußen unter Österreichs Bischöfen, Andreas Laun, sowie der gleichfalls einem sehr konservativen Flügel zuzurechnende Heiligenkreuzer Karl Wallner mutmaßlich stehen - einen Schlag ins Gesicht für alle darstellt, die auf einen neuen römischen Stil im Umgang mit einer Ortskirche gesetzt hatten. In Wirklichkeit zeigt der Dreiervorschlag auf, dass die alten Seilschaften, die in der Nach-Kardinal-König-Ära die heimische Kirche so beschädigten, in Rom immer noch offene Türen einrennen.

Jedem, der auf eine konstruktive Entwicklung in Salzburgs und Österreichs katholischer Kirche hofft, ist klar: Franz Lackner war der einzig Wählbare auf dieser Liste. Die Salzburger Domherren haben das offenbar ebenso gesehen. Man kann Josef Bruckmosers Kommentar in den Salzburger Nachrichten nur zustimmen, dass die Erzdiözese mit Lackner wird gut leben können. Aber diese richtige Einschätzung vermittelt auch das Gefühl, er sei das kleinste Übel auf einer inferioren Liste. Auch das hat sich Lackner nicht verdient. Und die Einschätzung, er sei ein "Liberaler“ (was in den römischen Couloirs ja als Schimpfwort gilt), stimmt gleichfalls nicht. Lackner, das bescheinigen ihm viele, ist ein Konservativer, der jedenfalls als gesprächsfähig und offen erfahren wird. So gesehen wäre seine Kür jedenfalls kein Unglücksfall für Salzburg.

Auch der Werdegang Lackners zeigt, dass er sehr wohl imstande ist, eine Richtungsänderung zu wagen, wenn es das Ziel erfordert: Der gelernte Elektriker aus dem steirischen Feldbach schlug erst mit 28 den geistlichen Lebensweg ein und trat bei den Franziskanern ein. Seit 2002 ist er Weihbischof in der Diözese Graz-Seckau, wo er unter anderem für die Jugendpastoral zuständig ist. In der Bischofskonferenz hat er unter anderem die Agenden für Kirche und Sport. - Zu Redaktionsschluss der FURCHE gab es noch keine römische Bestätigung, dass Franz Lackner der neue Salzburger Erzbischof ist.

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