Katholischer Whistleblower

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Gut is gangen, nix is gschehn: Unter diesem in Österreich beliebten Gesichtspunkt kann man auch die "Wahl“ von Franz Lackner zum Erzbischof von Salzburg sehen. Eine im Endeffekt akzeptable Personalentscheidung, durchaus ein "Mann der Mitte“, wie ihn auch Vorgänger Alois Kothgasser erhofft hat.

Dennoch sollte man die Vorgänge nicht so leicht abtun. Denn die anderen beiden auf dem Wahlvorschlag waren eben keine Männer der Mitte: Man fragt sich, wozu all die Befragungen, die der Nuntius oder auch Kothgasser unternommen haben, und die unter Garantie genug konsensfähige Kandidaten ergeben haben, gut sind, wenn dann alte Seilschaften via Rom versuchen, das Rad wieder in unselige Zeiten zurückzudrehen.

Dass diesbezüglich Feuer am Dach ist, kann man auch zwischen den Zeilen der Erkärung des Grazer Bischofs Egon Kapellari zu Lackners (Weg-)Gang nach Salzburg lesen: "In der Diözese Graz-Seckau gibt es aber viel Bedauern über diesen Abschied. Bedauern besonders auch bei mir, weil dadurch eine Hoffnung für die Steiermark nicht erfüllt werden konnte.“ Derart unverblümt hat sich der sonst so diplomatische Kapellari selten geäußert. Die Gefahr, dass in Graz, wo die Bestellung eines neuen Bischofs ja schon lang ansteht, ein polarisierender Kandidat zum Zug kommt, ist real. Und in Graz wird nicht gewählt, sondern direkt von Rom ernannt.

Die Salzburger Vorgänge haben aber auch positive Aspekte: Schon dass der Nuntius die Übergabe des Dreiervorschlages öffentlich machte, war völlig unüblich. Auch dass aus dem Domkapitel der Name des Gewählten und der Inhalt des Dreiervorschlags bekannt wurden, wäre bis zuletzt ebenso undenkbar gewesen wie die öffentliche Bekanntgabe Kapellaris, er hätte sich Lackner als seinen Nachfolger gewünscht. All dies zeigt, dass die Geheimniskrämerei rund um eine Bischofskür nicht mehr funktioniert. Diese Geheimhaltungspolitik schadet dem Amt wie auch der Kirche insgesamt massiv. Transparenz und Öffentlichkeit können und müssen hier ein Korrektiv darstellen. Whistleblowing sollte auch eine katholische Tugend werden. Man ist dem diesbezüglichen Salzburger Domkapitular wirklich zu Dank verpflichtet.

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