Alois Kothgasser: Die Ortskirche in ruhige Fahrwasser gelenkt
Als "Primas Germaniae" von Salzburg war Alois Kothgasser ein Mann der Mitte und des Dialogs. Nun wurde sein Rücktritt von Rom angenommen. Eine Würdigung.
Als "Primas Germaniae" von Salzburg war Alois Kothgasser ein Mann der Mitte und des Dialogs. Nun wurde sein Rücktritt von Rom angenommen. Eine Würdigung.
Das letzte Mal stand er im großen Weihnachtsinterview 2011 der FURCHE Rede und Antwort. Damals hoffte Alois Kothgasser, mit seinem 75. Geburtstag am 29. Mai 2012 von seinen Aufgaben als Salzburger Erzbischof entbunden zu werden. Doch Rom ließ den 89. Nachfolger des heiligen Rupert fast eineinhalb Jahre warten: Erst am vergangenen Montag verlautbarte das vatikanische Pressebulletin, dass Kothgassers Rücktritt angenommen sei.
Damit geht eine gut zehnjährige Ära zu Ende, die der Mann der Mitte, als der sich Kothgasser verstand, gut meisterte. Nach den turbulenten Jahren unter dem sehr konservativen Erzbischof Georg Eder gelang es Kothgasser binnen kurzem, die Ortskirche in ruhige Fahrwasser zu lenken. Das mag wohl als das größte Verdienst des gebürtigen Steirers aus dem Orden der Salesianer Don Boscos gelten.
15 Jahre lang hatte Kothgasser Dogmatik an der Ordenshochschule der Salesianer im bayerischen Benediktbeuern gelehrt, ehe er 1997 zum Bischof von Innsbruck ernannt wurde. Nur fünf Jahre lang blieb er in Tirol, denn Ende 2002 wählte ihn das Salzburger Domkapitel aus einem römischen Dreiervorschlag zum Erzbischof, der den Ehrentitel "Primas Germaniae“ trägt und dessen Amtskleidung - wie bei den Kardinälen - im Rot der päpstlichen Legaten gefärbt ist. Tiroler ist Kothgasser dennoch ein wenig geblieben, gehört doch der östliche Teil Nordtirols weiterhin zur Erzdiözese Salzburg.
Kothgassers Nachfolger wird vom zwölfköpfigen Salzburger Domkapitel aus einem römischen Dreiervorschlag gewählt. Dieser wurde dem Salzburger Domdechanten Hans Walter Vavrovsky, der die Wahl leiten wird, vom Apostolischen Nuntius bereits übergeben. Obwohl alles der Geheimhaltung unterliegt, wird davon ausgegangen, dass die Domherren in den nächsten Tagen zur Wahl schreiten werden.
Alois Kothgasser hat sich längst zu seiner Nachfolge geäußert. "Ich bemühe mich, meine Nachfolge vorzubereiten, so gut ich kann“, hatte er zur FURCHE zu Weihnachten 2011 gemeint: "Es soll ein Mann der Mitte sein, der vorausgeht, der aber nicht Schlagseiten in die eine oder andere Richtung hat. Er soll fähig sein, Dialog zu führen und das Angebot unseres Christseins zu allen zu bringen. Da sind die menschlichen Voraussetzungen sehr entscheidend - der Umgang mit den Menschen, die Aufmerksamkeit für ihre Situation.“ Man darf davon ausgehen, dass Alois Kothgasser, der emeritierte Erzbischof, heute nichts anderes wünscht.
Hat Ihnen dieser Artikel gefallen?
Mit einem Digital-Abo sichern Sie sich den Zugriff auf mehr als 175.000 Artikel seit 1945 – und unterstützen gleichzeitig die FURCHE. Vielen Dank!
Mit einem Digital-Abo sichern Sie sich den Zugriff auf mehr als 175.000 Artikel seit 1945 – und unterstützen gleichzeitig die FURCHE. Vielen Dank!