Kothgasser - © APA / Franz Neumayr

Alois Kothgasser (1937-2024): Brückenbauer in Innsbruck und Salzburg

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Der emeritierte Erzbischof von Salzburg verstarb am 22. Februar.

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Der emeritierte Erzbischof von Salzburg verstarb am 22. Februar.

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„Das Bemühen, zusammenzuführen, war eine meiner Hauptaufgaben. Daneben habe ich mich viel der pastoralen Tätigkeit gewidmet, ich wollte so viel wie möglich unter und mit den Menschen sein.“ So lautete das Resümee von Alois Kothgasser im letzten seiner drei großen Interviews für DIE FURCHE, das in der Vorweihnachtszeit 2011 stattfand. Zwei Jahre später wurde er emeritiert, am 22. Februar verstarb Koth­-gasser im 87. Lebensjahr in Salzburg.

Obiges Zitat charakterisiert den ausgleichenden und bescheidenen Salesianer Don Boscos, der 2003 zum Nachfolger Georg Eders auf den Salzburger Erzbischofsstuhl gewählt wurde. Damals waren turbulente Jahre auch in der Salzburger Kirche vergangen – Erzbischof Eder war einer der Protagonisten der Restauration der österreichischen Kirche von Rom aus via Bischofsernennungen, die seit der zweiten Hälfte der 1980er-Jahre diese Ortskirche stark polarisiert hatte. Es gelang Kothgasser in sehr kurzer Zeit, das Vertrauen der Salzburgerinnen und Salzburger zu gewinnen. Sein Diktum aus dem FURCHE-Interview 2003, dass die Kirche des Landes einen „‚Schubser‘ vom Heiligen Geist“ benötige, weist auf seine Art hin, die Probleme zu sehen, aber in einer sanften Art anzugehen.

Der 1937 im steirischen St. Stefan im Rosental Geborene trat 1955 den Salesianern Don Boscos bei und studierte an den Ordenshochschulen in Turin und Rom. Ab 1981 lehrte er Dogmatik an der deutschen Salesianerhochschule in Benediktbeuern und war von 1982 an deren Rektor. 1997 wurde Alois Kothgasser als Nachfolger des Tiroler Volksbischofs Reinhold Stecher zum Bischof von Innsbruck ernannt. „Die Tiroler brauchen einen Tiroler als Bischof“, hatte er noch kurz zuvor gemeint. Im FURCHE-Interview 1998 bekannte er dann, schleunigst ein Tiroler werden zu wollen, denn „es geht gar nicht anders“, wie er wörtlich meinte.

Auch wenn er die Diözese Innsbruck nur ein halbes Jahrzehnt leitete, ist Alois Kothgasser in guter Erinnerung geblieben. Hermann Glettler, Nachnachfolger auf dem Innsbrucker Bischofsstuhl, würdigte seine „geduldige und weise Art eines Brückenbauers“.

Und Franz Lackner, derzeitiger Erzbischof von Salzburg, der gemeinsam mit Familienangehörigen und Priesterfreunden den Sterbenden auf dem Totenbett begleitet hatte, meinte: „Die Spur, die er als Bischof vorzeichnete, weiterzugehen, war nicht schwer.“

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